Ferien, 2
Animateur beim Club Robinson nix dagegen.
Eine Frechheit, schreibt mir Leser Franz Ö., dass ich „als Lehrer nach neun Wochen Nichtstun kein kritisches Wort“ dafür fände, „wie unverschämt Österreichs Lehrer ihre Ferien auch noch mittels der autonomen Tage verlängern“. Wörtlich: „Worin wollen sich die Lehrer am 22. und 23. Dezember fortbilden? Im Punschtrinken?“
Nummer eins, Lehrerinnen, Herr Ö., so viel Zeit muss sein.
Zweitens, vom sommerlichen Nichtstun mit Kindern im Alter von halb sechs und dreiviertel zwölf keine Rede. Animateur beim Club Robinson nix dagegen.
Drittens: Irrtum. Selbstverständlich kritisiere ich die Regelung der autonomen Tage. Nicht Fisch, nicht Fleisch, quasi echte Österreicher. Einerseits sollten sie (fünf in Gymnasien, vier in Pflichtschulen) „schulbezogenen Anlässen“ dienen (Lehrerinnenfortbildung, Schulentwicklung, Projekterarbeitung, etc.), andererseits legt man sie dann und in Absprache mit den Elternvertreterinnen schulautonom auf Fenstertage. Was freilich manche sich die Hände reiben lässt: die Hoteliervereinigung, Österreich-Tourismus, Ein-Kind-Familien, Lehrerinnenehepaare, etc ... Vorschläge für eine Reform liegen trotzdem auf dem Tisch: meine Präsidentin Susanne Brandsteidl etwa will sie abschaffen; SP-Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann auf sechs ausdehnen, teilweise freistellen und zu „familienautonomen Tagen“ machen, die „Frau in der Wirtschaft“, Interessensvertretung für 130.000 Unternehmerinnen, vereinheitlichen, um Eltern das Betreuungsdilemma zu ersparen, und und und. Mein Vorschlag: Wir führen die Tage wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zu, nämlich dem Kontakt zwischen Schul- und Elternhäusern.
Zwei volle Tage pro Semester ausgedehntes Kinder-Eltern-Lehrerinnen-Palaver nach dem Konzept der Neuen Mittelschule, wo es sie als KEL-Gespräche eh schon gibt, halt eher mühsam an Unterrichtstagen. Dafür werfen wir a) die depperten Elternsprechtage mit Mama-Papa-Abfertigung im 5-Minuten-Takt endlich über Bord und führen b) Herbstferien ein. Damit hätten dann Österreichs Schülerinnen so viel frei wie im OECD-Durchschnitt.
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