Andreas Salcher hat also den Aufstieg vom selbst ernannten Bildungsexperten zum ernannten Bildungsexperten geschafft.

von Niki Glattauer

über den Bildungsexperten Andreas Salcher

Andreas Salcher hat also den Aufstieg vom selbst ernannten Bildungsexperten zum ernannten Bildungsexperten geschafft (nicht bös’ gemeint, :-)) und sitzt jetzt – offenbar als Primus inter Pares – in einer von Vizekanzler Mitterlehner eingesetzten "Taskforce Bildung". So weit, so eh gut, weil wie schon öfter gesagt: Nicht, dass sich der Mann theoretisch nicht auskennt.

Richtig z. B. die Diagnose, dass "unsere Schule sozial ungerecht" ist und zur Verbesserung der Situation die "Ganztagsschulen ausgebaut werden müssen", weil sie "ein ganz entscheidender Schritt gegen die soziale Diskriminierung, zur Leistungsförderung und zur Kostenreduktion bei der Nachhilfe" seien. Das ist mehr, als aus jenen Kreisen, denen der Mann jetzt die Quadratur verpassen soll, bisher zu hören war. Sein Wort also in des Vizekanzlers Ohr! Dazusagen sollte man noch, dass es dafür flächendeckend neue Schulgebäude braucht. Oder wie Martina Salomon treffend bemerkte: In einem Gebäude aus der Monarchie kann die moderne ganztägige Schule nicht gelingen.

In anderen Belangen, Herr Salcher, hm! Wir werden, "wenn wir einmal die besten Kindergärtner und Volksschullehrer schaffen" (sic Salcher), eben nicht "automatisch in ein paar Jahren das beste Bildungssystem haben." Warum nicht? Weil wir die besten Elementarpädagoginnen (so sagt man das übrigens heute, Herr Experte) und Volksschullehrerinnen EH JETZT SCHON HABEN – und zwar ausreichend viele. Die sind aber chancenlos, solange ein Zwei-Klassen-Schulsystem in der Sekundarstufe 1 (richtig, die nicht-gemeinsame Schule in den Ballungsräumen) Jahr für Jahr Bildungsgetto-Eltern ausspuckt, deren Bildungsgetto-Kinder man erbarmungslos im eigenen Saft schmoren lässt. Wundert es, wenn eine Wiener Volksschullehrerin auf die Frage an ihre 28 Kinder nach Lieblingsbüchern ganze zwei Antworten bekommt? Wo in den Lebenswelten aller andern ein gescheites Buch eine geringere Rolle spielt als in der unseren ein, sagen wir, gescheites Kamel!

PS: Am 25. 9. diskutiere ich neben Frau Ministerin Heinisch-Hosek mit KURIER-LeserInnen, und zwar EBEN NICHT, wie im Inserat angeführt, als Bildungsexperte, sondern als Lehrer & Autor. Sollte reichen.

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