Drauf gepfiffen

Gesichter einer Schule
Eine Direktorin schickt nicht jene Kinder zum PISA-Test, die auf der Liste stehen, sondern ihre 1er-Schülerinnen.

Das nenne ich ein erstes Geständnis! Nach meinen Glossen zu PISA – seit Wochen werden landesweit 5000 Schülerinnen getestet – beichtete mir jetzt ein Kollege, wie man an seiner Schule eine gute Performance erziele: Seine Direktorin picke sich die Besten der Schule heraus und schicke sie unter falschen Namen zum Test. Noch einmal, im Indikativ und fett gedruckt: Eine Direktorin schickt nicht jene Kinder zum Test, die auf der Liste stehen, sondern ihre 1er-Schülerinnen! Das funktioniere, so der Kollege, weil der Test anonym verlaufe und der PISA-Tester die Gesichter der Testpersonen nicht kenne, die "per Zufallsgenerator" ausgewählt wurden. "Man muss eigentlich nur darauf achten, dass das Geschlecht stimmt, wenn der Tester den Kindern die Sitzplätze zuweist."

Wie versprochen, Herr Kollege, ich werde Ihre Chefin nicht verpetzen, vermutlich glaubt sie im nationalen Interesse zu handeln, kein Wunder bei der politischen Suppenküche, die nach PISA jedes Mal einsetzt, siehe mit Verlaub mein Buch zum Thema, 4. Auflage. Wobei auch PISAmäßig natürlich die Unschuldsvermutung zu gelten hat und zwar weltweit. Daher bin ich davon überzeugt, dass es ab-so-lut nichts bedeutet, wenn in Schanghai vor den Tests die Nationalhymne gesungen wird. Oder in Korea der Bürobeginn verschoben, damit die Testkinder nicht verkehrsinfarktbedingt zu spät kommen. Die nehmen das dort sicher alle to-tal fair & sportlich. Und würde an einer Schule in sagen wir Schanghai der "Zufallsgenerator" unter 100 möglichen Kandidatinnen genau jene 35 auswählen, die noch kein Wort Mandarin können, weil sie frisch vom Land sind, dann sagt der edle Chinese bestimmt: "Pfeif aufs Ranking, bei uns zählt nur der Mensch!"

Und dass es anders herum sein könnte, dass nämlich dort der "Zufallsgenerator" von vornherein nur die Besten der Besten ...

Nicht einmal denken!

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