Chinesische und andere Weisheiten

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Der Wert eines Menschen sollte sich nicht nach seinen Schulnoten richten

von Niki Glattauer

über schlechte Noten

Zwei unscheinbare Meldungen der letzten Zeit, die ich als „oberster Schulrechthaber des Landes“ (0-Ton Leserin Angelika Z., OÖ, ich nehme an, unfreundlich gemeint) jetzt aber trotzdem nicht unkommentiert lassen kann. Nummer eins hat sich in der 7-Millionen-Stadt Chengdu in der chinesischen Provinz Sichuan ein 10-jähriger Schüler aus einem Fenster im 30. Stock gestürzt, nachdem es ihm nicht gelungen war, ein tausend Zeichen umfassendes Referat darüber zu verfassen, warum er in der Klasse den Unterricht gestört hatte. Na bumm!

Aber es kommt noch na bummer. Ein paar Stunden vor der Tat gestand der betreffende Schüler dem Lehrer sein Versagen ein. Worauf der meinte: „Wenn das so ist, kannst du gleich aus dem Fenster springen.“ Wie gesagt, der Schüler sprang. So viel zu dem immer öfter zu vernehmenden Ruf nach asiatischem Schuldrill und heimischen Tiger-Lehrerinnen, die dafür sorgen mögen, dass aus unseren Kindern endlich wieder etwas werde.

Wobei, Chinese ist natürlich auch nicht gleich Chinese. So meinte mein Neffe Xiangxiang auf den philosophisch angehauchten Vorhalt seines Vaters (meines Schwagers), dass aus einem nichts werden könne, der hintereinander drei Fetzen nach Hause bringe und sich darüber nicht einmal ärgere: „Dauernd kommst du mit diesem Laotse, dabei weiß man, dass der gar nicht gelebt hat. Ich kann zwar nicht alles, aber ich bin wenigstens da.“

Die zweite Meldung ist durch meinen geschätzten Kollegen guitar bereits kommentiert worden. Inhalt der Nachricht sinngemäß: Alarm, dicke Kinder kriegen schlechtere Noten, lasset sie also um Himmels Willen schnell abnehmen! Dazu Guido Tartarotti: „Wäre es nicht eine gute Idee, dem Gedanken zum Durchbruch zu verhelfen, dass der Wert eines Menschen sich nicht nach seinem Körpergewicht (seiner Haarfarbe, seinem Geschlecht, seiner Religion, seinem Reisepass) richtet?“ Bravo! Hinzuzufügen wäre noch: Und wäre es außerdem nicht eine gute Idee, dem Gedanken zum Durchbruch zu verhelfen, dass der Wert eines Menschen sich ebenfalls nicht, aber schon gar nicht, nach seinen Schulnoten richtet?

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