Bildungsexperten unter sich

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Dabei sind Kinder mit ausländischen Namen und geringer Kenntnis von Schulstoff das geringere Problem.

von Niki Glattauer

über Bildungsexperten

Warum ich den Danijel mit ij geschrieben habe, fragt mich eine Leserin. Ganz einfach, liebe Frau Nicht-Kollegin: weil unsereiner kaum noch andere Danijels hat, als solche mit einem j hinter dem i. Wie schrieb ich bereits zwischen zwei Buchdeckel: "Daniel nur mit i kommt dir als gemeiner Pflichtschullehrerin schon richtig nackt vor, und im Geiste willst du den Rotstift zücken. (...) und wenn eine Schülerin am ersten Schultag sagt, sie heißt Meier, dann weißt du schon: nicht Meier mit Familiennamen, sondern bestenfalls Vorname Maya."

Dabei sind Kinder mit ausländischen Namen und geringer Kenntnis von Schulstoff das geringere Problem. Das viel größere sind Bildungsexperten mit geringer Kenntnis von Schule. Bekanntlich hat sich Sebastian Kurz Andreas Salcher als externen Berater ins Bildungsverhandlungsteam geholt. Was den Bildungsexperten Paul Kimberger, nebenberuflich Pflichtschullehrergewerkschaftschef, laut Standard zu folgenden Wortspenden verleitete: Salcher sei "ein selbst ernannter Bildungsexperte, dem es nicht um die Schulen geht, sondern um die Verkaufszahlen seiner Bücher". Er sei ein "Populist" und "Scharlatan", dessen "Aussagen beschämend" und "abqualifizierend für Lehrer" seien . Salcher im schlanken Konter (sinngemäß): Kimberger könne ihn kurzweise ... äh kreuzweise.Hm.Interessant ein anderer Ansatz Kimbergers. "Wir müssen uns wieder auf das Wesentliche wie Lesen, Schreiben und Rechnen konzentrieren." Lustig, denn ich habe ja den Eindruck, dass sich Schule seit PISA auf nichts anderes mehr konzentriert als auf Lesen, Schreiben und Rechnen (im aktuellen schulischen Setting logischerweise erfolglos).

Für so Unwesentliches wie Kunst, Musik, Religionen, Handwerk, Sport, die fließende Rede oder den tiefen Gedanken scheint indes gar keine Schulzeit mehr übrig zu sein. Ob uns da ein anderer Bildungsexperte helfen wird? Rudolf Taschner kommt als türkiser Bildungssprecher ins Parlament. Über Klima, Ethikunterricht oder Ohrfeigen sollte der Herr Prof., wie man inzwischen weiß, eher nicht reden (siehe profil.at, Suche Taschner). Dann vielleicht doch lieber Rechnen.

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