Akademische Tanten

Gesichter einer Schule
Schule - und der Rest des Lebens: Soll es auch für Kindergärtnerinnen den Professorentitel geben?

Und die Kindergärtnerinnen nicht? Und die ganzen Kindergartentanten nicht? So in meiner ePost, nachdem ich mich zuletzt darüber lustig gemacht habe, dass sich einem Regierungsvorschlag zufolge künftig auch Volks-, Haupt-, Poly- und Berufsschullehrerinnen "Herr bzw. Frau Professor" nennen lassen dürfen müssen sollen. Und da lass ich mich hineinstechen (Sie wissen, wohin ich jetzt zeige), wenn meine Kolleginnen von HS, NMS, AHS, BS und BMHS sowie der Rest der Welt dieses nicht auch lächerlich fänden. Aber sag das einmal einem Land, das stolz darauf ist, sogar schon den Herren Conrads, Heinz, Jürgens, Udo, Bankhofer, Hademar, und Seeger, Robert, den Titel "Professor" verliehen zu haben.

Gut, die Bezeichnung Kindergarten-"Tante" ist natürlich ein absolutes No-go, noch geringschätziger kann man den Wert eines Berufsstandes gar nicht zum Ausdruck bringen. Wo doch im Gegenteil, wie der kluge Bernd Schilcher nicht müde wird zu betonen, die Gehaltspyramide bei den Lehrberufen auf den Kopf gestellt gehörte: die höchsten Löhne für das Personal der Kindergärten, und dann umso weniger, je älter die Schäfchen und (leider) Schafe sind, mit denen man es als Lehrperson zu tun hat. Weil nämlich die Rolle einer gut ausgebildeten und motivierten Kindergarten-was-auch-immer am Anfang einer z. B. Kevin’schen Schulkarriere für das nationale Wohl wahrlich nicht weniger bedeutend ist als die des Uni-Professors für Levi-Leanders Laufbahn zum Hunde-Schönheitschirurgen und Zweitpoolbesitzer.

Ganz ausgereift, Frau Andrea P., finde ich Ihre Forderung, "künftig auch Elementarpädagogen akademisch anzusprechen", trotzdem nicht. Soll etwa mein Sohn Daniel, 4, die prächtige

Lisa, 19, aus der Smiley-Gruppe, künftig mit "Frau Professor" anreden müssen? Der Familienrat tagte. Ergebnis: eher nicht.

Niki Glattauer ist Lehrer und Autor

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