Achtung, Bildungsexperten!

Gesichter einer Schule
Als Lehrer darf ich das sagen: Mir gehen die sogenannten "Bildungsexperten" ja so was von auf den Keks.

Unlängst lauschte ich Andreas Salcher. Nicht, dass der Mann nicht manchmal das Richtige meinen würde, aber am Höhepunkt seiner Rede beschwor er die drohende "Amerikanisierung unseres Schulsystems": "Alle, die es sich leisten können, werden ihre Kinder in die Privatschule schicken, und in der öffentlichen Schule werden nur noch die schlechtesten Schüler von den schlechtesten Lehrern unterrichtet werden." Hallo? Die "schlechtesten Lehrer"? Könnte A. S. jemand erklären, dass Lehrerinnen an Privatschulen auch von keinen anderen Unis und PH kommen als alle anderen und daher die Formel "je privater die Schule, desto besser die Lehrerin" Nonsens ist! Im Gegenteil: Ganz bestimmt zum A-Team gehört, wer an einer Brennpunktschule einen guten Job macht. Und "schlechteste Schüler"? Im ZDF sagte der Hirnforscher Gerald Hüther: "Jedes Kind ist auf seine Weise begabt. Und nur unser komischer Bildungsbegriff verwechselt die Fähigkeit, sich im Schulsystem einigermaßen durchzuschlagen, mit Begabung." Das nenne ich einen Ansatz!

Auch mich bitte nicht "Bildungsexperte" heißen. Ich bin Lehrer, ich denke, das reicht. Überhaupt wäre in der aktuellen Diskussion ein wenig Gelassenheit angesagt. So kritisiert Univ.-Prof. Stefan P. Hopmann, der sich einigermaßen zu Recht "Bildungsexperte" nennt, die Leseschwäche-Hysterie.

Frage an ihn: "Was macht man mit einem Kind, das in der Unterstufe nicht sinnerfassend lesen kann?" Hopmann: "Ein flexibles Schulsystem hält das geduldig aus. Es gibt dort genug anderes zu lernen, bis irgendwann auch der Leseknoten platzt. Mein Sohn war so ein Fall, er ging in eine dänische Ganztagsschule. Heute ist er Kommunikationsforscher und schreibt mehr Bücher als ich. In Österreich hätte man ihn in eine Sprachheilschule gesteckt, von der er nie wieder rausgekommen wäre."

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