Servus, und baba?

Paaradox: Laster-Fahndung
Erst kommt die Affäre, dann die große Frage: War’s das jetzt mit der Ehe? Oder geht da noch was?

Sie

Boulevardjournalisten schreiben sich gerade fiebernd die Finger wund – akuter Pressewehen-Alarm: Huch, Fritz Wepper oszilliert zwischen seiner (Ex-?)-Geliebten und seiner (Ex-?)-Frau und keiner weiß ganz genau, wo er gerade seine Hauspatschen parkt. Atemberaubend.

Njet!

Obwohl an Herrn Weppers Liebesleben ziemlich desinteressiert, bewegen mich dennoch folgende Gedanken: 1.) Gut, dass wir zwei nicht prominent sind und ich nicht aus meiner Zeitung erfahren muss, dass er womöglich in anderen Damen weilt. Alter Grundsatz: Was ich nicht weiß ... und so. 2.) Grüble ich für den "Fall, dass": Würde ich – wie Frau Wepper – meinen Mann zurücknehmen, nachdem er sein Haupt und seine Lenden zwei Jahre lang von einer vielfach jüngeren kraulen ließ (mit der er noch dazu ein Kind der Liebe gezeugt hat)?

Mein Bauch sagt sehr spontan und relativ unlocker ein zutiefst archaisches Sicher-Nicht! In meinem Bauch sitzt in solchen Fällen nämlich die eiskalte Wut. Im Zweifelsfall: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Bilder tauchen auf: Herzbube, wie er sich bei Madame Venus einschleimt. Wie er buhlt, wie er jagt, wie er flötet, tönt und peinlich ist. Wie er zwei Jahre lang eine Hormonorgie feiert – um dann, angesichts aufkommender Fadesse – zu beschließen: "Beim alten Zwetschki schmeckt’s doch am besten."

Nix da. Nicht mit mir. Schluss mit Zwetschki – her mit dem Unterhalt.

Schuld

Doch dann flüstert das Zwetschki in mir allerlei Psychokram daher: Wenn zwei auseinandergehen, ist nicht nur einer schuld, gell?! Merk dir das endlich. Neue Bilder tauchen auf: Ich, unfrisiert und mit Socken im Bett. Ich, keifend. Ich, die Fleisch gewordene Anklagebank. Da werde ich plötzlich seltsam milde, check mir einen Friseurtermin und sortiere Socken: Nur noch die schönsten dürfen zu uns ins Bett.

Er

Das Was-wäre-wenn-Spiel ist in Partnerschaften immer reizvoll. Heißa, was hatten wir schon fröhliche Diskussionsrunden, die sich wichtiger Konjunktive angenommen haben.

Von Was wäre, wenn du drauf kommst, dass dein Mann heimlich Spitzenunterwäsche trägt? bis Was wäre, wenn deine Frau plötzlich Sehnsucht nach Körbchengröße F äußert?

Ja, das ist immer von Heiterkeit geprägt, vor allem nach dem x-ten Achterl. Diese verflüchtigt sich aber gerne wieder, wenn sich das beliebte Affäre-Thema in der ausgelassenen Gesellschaft breitmacht. Weil das Verlassen des monogamen Pfades meist eher weniger in die Kategorie Blödelei fällt, sondern so manchem ehelichen Wanderer schon tatsächlich (öfter) passiert sein soll.

Verzeihen?

Die Frage Was wäre, wenn dich deine Frau betrügt? produzierte schon viel Nachdenklichkeit. Erst recht der Nachsatz: Könntest du ihr verzeihen? Spekulationen wie diese münden erst einmal im Kommt-drauf-an-Reflex – kommt drauf an mit wem, kommt drauf an wie lange, kommt drauf an, warum. Erst dann wird der Fantasie-Motor gestartet, mit mehr oder weniger Hingabe zu den wesentlichen PS-Details.

Verständnis

Zumal das Spektrum groß ist. Hier der klassisch-koitale Ausrutscher ("Schatzi, ich war leider so b’soffen"). Dort das geheime Doppelleben, im Zuge dessen es sich der fremde Geliebte längst in der Rolle von Beischlafes Bruder bequem gemacht hat.

Zumindest in ersterem Fall glaube ich an Verständnis und die Fähigkeit zum Verzeihen. Liebe und Ego sollten das (unter Berücksichtigung des Kommt-drauf-an-Faktors) aushalten können. Und ein Portion Schmerz verhalf schon zu mancher Gesundung. Die Frau nebenan wäre mir einen solchen garantiert wert.

Und dennoch: Hoffentlich liest sie das nicht ...

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