Wie kann es hier in diesem Kaff am schönsten sein?, dachte ich.

von Mag. Natascha Marakovits

über südburgenländische Kaffs

Tief durchatmen. Wenn ich die Autotür nach knapp zwei Stunden Fahrt aufmache, ist es das erste was ich mache. Denn: Es riecht anders, besser, um nicht zu sagen, um Welten besser. Der Geruch lässt sich schwer beschreiben: Frisch, klar, Natur pur wie es in der Werbung heißt. In meinen Worten: Heimatduft.

"Dahoam ist es am schensten", hat meine Oma immer zu mir gesagt, wenn wir auf der Bank in ihrem Garten gesessen sind und die Güssinger Burg vor uns angeschaut haben. "Ja ja Oma, weil du nicht viel von der Welt gesehen hast", habe ich als Jugendliche ihre Binsenweisheit immer als lächerlich abgetan. "Wie kann es hier in diesem Kaff am schönsten sein?", dachte ich. Bis, ja bis zu dem Zeitpunkt, seitdem ich in die Heimat nur noch zu Besuch komme und die kleine, sehr feine Welt des Südburgenlandes mit anderen Augen sehe.

"Von einer die auszog, die Heimat schätzen zu lernen", könnte man sagen. Denn heute komme ich gerne in das "Kaff". Um zu entschleunigen, wie es neudeutsch so schön heißt. Damit meine ich: die Hügel, die ich mir frühmorgens noch vor Sonnenaufgang gerne erlaufe. Das Frühstück danach mit Brot von der Biobäckerin aus Deutsch Tschantschendorf und dem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Das freundliche Grüßen der Verkäuferin im Supermarkt, das Tratschen mit Bekannten, die man auf der Straße trifft. Bei einem Glas Uhudler auf der heimischen Terrasse mit Blick auf die Burg den Sonnenuntergang genießen. Oder an einem Sommerabend beim Buschenschank das längste belegte Brot der Welt verspeisen. "I mog des Lond, i mog die Leit", um es mit den Worten eines Bundespräsidentschaftskandidaten auszudrücken.

Manche Dinge lernt man erst zu schätzen, wenn man sie verloren hat. "Nimm dir viel gute Luft im Kofferraum mit", scherzt meine Mutter immer, wenn ich wieder ins Auto einsteige. Das geht leider nicht. Und auch mit Oma auf der Bank zu sitzen, geht leider nicht mehr. Die Bank gibt es noch. Jetzt sitze ich oft alleine dort und denke mir: "Daheim ist es doch irgendwie am schönsten."

eMail: natascha.marakovits@kurier.at

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