Rede-Wendung

Anna-Maria Bauer

Anna-Maria Bauer

Von meinen wortkargen Antworten wenig beeindruckt, beginnt er von sich zu erzählen.

von Anna-Maria Bauer

über Taxifahrer

Was ich an manchen Taxifahrern sehr schätze (abgesehen davon, dass sie mich rasch und sicher von A nach B bringen)? Wenn sie ein Gespür dafür mitbringen, wann sie gar nichts sagen müssen und wann sie reden können. Es ist ja auch irgendwie seltsam: Einer Person, die man doch gar nicht kennt, für eine kurze Zeit so nah zu sein. Wie im Lift. Oder, im Extremfall, beim Masseur.

Vergangenes Wochenende dann am Ring: Ich, müde und ein bisschen grantig, lasse mich auf die Rückbank eines Mercedes fallen, nenne meine Adresse und will ohne Umschweife nach Hause. Aber mein Taxilenker ist in Plauderstimmung. Ob ich einen schönen Abend hatte ("Ja.") und weshalb ich schon so früh auf dem Heimweg sei ("Es ist halb drei. Ist doch vollkommen in Ordnung.").

Von meinen wortkargen Antworten wenig beeindruckt, beginnt er von sich zu erzählen. Ja, also, als er noch jung war ... Aufbleiben sei für ihn ja nie ein Problem ...

Seine Anekdoten quittiere ich immer wieder mit einem "Hmm". Man möchte ja auch nicht unhöflich sein.

Beim Bezahlen treffen sich unsere Blicke im Rückspiegel. Der Taxifahrer lächelt mich an: "Dankeschön und schönen Abend noch." Jetzt lächle ich zurück. Müde bin ich immer noch. Aber nicht mehr ganz so grantig.

Offensichtlich hat das Bequatschtwerden irgendwie gutgetan.

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