So alt bin ich zwar noch nicht. Trotzdem geht es irgendwie nur mehr ums Essen.

von Anna-Maria Bauer

über den Heiligen Martin und den Sex des Alters

Heute ist Heiliger Martin. Früher verband ich diesen Tag mit windschiefen Laternen, die man aus Butterbrotpapier und Herbstblättern zusammenkleisterte und dann bei böigem Wind und laufender Nase spazieren führte. Nun fällt mir am 11. 11. als Erstes die Martinigans ein. Das saftige Fleisch mit der knusprigen Haut, dazu Erdäpfelknödel und Blaukraut. Von mir aus auch Rotkraut. (Der Unterschied liegt übrigens im Säuregehalt. Je saurer, desto röter.)

Essen ist ja bekanntlich der Sex des Alters. Gut, so alt bin ich noch nicht. Trotzdem geht es in meinem Erwachsenenleben irgendwie dauernd ums Essen. An meinem Geburtstag überlege ich nicht mehr, welche Geschenke ich von meinen Freunden bekommen könnte, sondern in welches Lokal ich mit ihnen gehen soll. Das Gleiche gilt für den Heiligen Abend. Als Kind war mir vor Aufregung so schlecht, dass ich nichts runterbrachte. Damals verband ich Weihnachten mit einem glitzernden Christbaum und der Hoffnung, dieses Mal doch einen Blick aufs Christkind zu erhaschen. Denke ich heute an Weihnachten, kommen mir zuerst Lachs und Roastbeef in den Sinn.

Richtig erwachsen sei ich aber doch noch nicht, kommentierte eine Freundin meine Theorie. Denn mit eigenen Kindern kommen die Laternen- oder Christkind-Assoziation aufs Neue.

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