Schau net so bled

Julia Pfligl

Mit der Tracht in der (Donau-)Stadt ist das so eine Sache.

von Julia Pfligl

über Dirndl & Co.

Das Münchner Oktoberfest ist vorbei, die Wiener Wiesn geht noch eine Woche in die Verlängerung. Mit der Tracht in der (Donau-)Stadt ist das so eine Sache: Zwar trifft man immer öfter Dirndl und Lederhose in freier Wildbahn an, doch ganz wohl scheinen sich die Träger darin nicht zu fühlen. "In der vollen Trachtenmontur mit den Öffis quer durch die Stadt. Weiß jetzt, wie sich Aussätzige fühlen", postet der Wiener J. H. am Wochenende auf Twitter. Und Kollege P. W. erwidert: "Mach’s wie ich. Blick zum Boden." Vor einigen Jahren fuhr ich selber im Dirndl mit der U-Bahn und meinte, die Blicke bzw. Vorurteile der anderen im Nacken (bzw. Dekolleté) zu spüren: "Hat sich die verirrt?" ... "Die wählt sicher rechts!" Nichts davon entsprach der Wahrheit.

Daheim auf dem Land tragen wir Tracht ganz selbstverständlich, nur in der Stadt scheint man sich, trotz populärer werdender Großevents, immer noch dafür rechtfertigen zu müssen. Die großartige Gexi Tostmann, Trachtenunternehmerin und Unterstützerin VdBs, wehrte sich kürzlich gegen die Politisierung der Tracht – das Dirndl, sagt sie, sei für alle da, und zwar unabhängig von der politischen Orientierung.

Liebe Wiener: Bitte merken. Und kommendes Jahr nicht mehr so blöd schauen.

Kommentare