Panik

Julia Pfligl

Meistens nehme ich aber ohnehin den Bus. Oder das Stiegenhaus.

von Julia Pfligl

über Ängste

Als ängstlicher Mensch hat man es in der Großstadt nicht immer leicht. Oder besser gesagt, man macht es sich nicht leicht. Als ich hörte, dass am vergangenen Freitag ein Zug der ÖBB mit 300 Passagieren im Tunnel stecken blieb, spürte ich ein Gefühl der Panik in mir hochkriechen – und das, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt gänzlich uneingeengt auf einem kroatischen Segelboot durch die Adria schipperte. Jedes Mal, wenn ich mit dem Zug durch den Wienerwald-Tunnel (der, wie jeder weiß, unendlich lang ist) fahre, konzentriere ich mich voll und ganz auf die Musik in meinem Ohr: Nach zwei Liedern sind wir wieder draußen.

Ähnlich verhält es sich mit U-Bahnen (wenn eine stehen bleibt, beginnt mein Herz zu rasen, und ich rufe meinen Freund an, um mich abzulenken) und Aufzügen (wenn zu viele Menschen einsteigen, springe ich wieder raus). Meistens nehme ich aber ohnehin den Bus. Oder das Stiegenhaus.

Die meisten Menschen finden diese Geschichten ziemlich lustig. Sie fragen mich dann, ob ich keine Angst hätte, wenn ich am Abend alleine nach Hause oder, Gott bewahre, über den Praterstern gehe. Dann muss wiederum ich lachen – keinen einzigen Moment fühlte ich mich auf Wiens Straßen unsicher. Immerhin ist da auch genügend Platz.

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