Hupf in Gatsch

Julia Pfligl

Mutter und Tante, beide auf dem Land, halten es mit Sisis Vater: Hast du einmal Sorgen, so geh’ in den Wald. Den Begriff "Sorgen" interpretieren sie dabei recht großzügig: Ob Liebeskummer, Kater, Rückenschmerzen, Müdigkeit, Stress, Kopfweh oder einfach nur Langeweile – jedes Wehwehchen, sind sie überzeugt, schwindet, sobald sich die Lunge mit frischer Waldluft füllt. Vor allem, wenn gleich mehrere Dinge zutreffen. So wie vergangenen Sonntag. Also ließ ich mich zu einem Spaziergang überreden – "nur kurz, bevor’s finster wird". Im Endeffekt dauerte das Frische-Luft-Schnappen zwei Stunden.

Spazierengehen auf dem Land unterscheidet sich von Spazierengehen in der Stadt im Wesentlichen durch zwei Dinge: Man grüßt hier jeden einzelnen Menschen, der einem entgegenwalkt, -joggt oder -spaziert (das sind, an einem sonnigen Sonntagnachmittag, viele). Und man watet stundenlang durch den ärgsten Gatsch. Während ich innerlich fluchte und mir überlegte, ob ich ein zweites Paar Schuhe im Koffer hatte, hörte ich meine Tante abwechselnd "Ist das nicht herrlich" und "Wirst sehen, das wird dir guttun" sagen. Ich gebe ja zu, mein Kopfweh war nachher besser. Der nächste Spaziergang, beschloss ich, findet trotzdem in der Stadt statt. Auf Asphalt.

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