Kostenfaktor Angst

Uwe Mauch

Uwe Mauch

Und auf Postämtern und in Bankfilialen durften die Mitarbeiter sogar mit ihren Kunden plaudern.

von Mag. Uwe Mauch

über ein anderes Jahrhundert

In meiner Kindheit gab es: In jedem Gemeindebau einen Hausmeister oder eine Hausmeisterin; in jeder Straßenbahn einen Schaffner oder eine Schaffnerin; in jeder S-Bahn einen Schaffner. (Zugbegleiterin gab es in den 1970er-Jahren noch nicht, Gleichberechtigung auch nicht.)

Hausmeister und Schaffner waren Respektspersonen. Ob das immer gut war für uns, sei dahin gestellt. Im schlimmsten Fall dienten sie uns als Feindbilder, im Normalfall achteten sie jedoch darauf, dass das Zusammenleben in Wien halbwegs funktionierte und auch offene Fragen beantwortet wurden. Auch auf den Bahnhöfen gab es menschliche Wesen im Dienst. Und auf Postämtern und in Bankfilialen durften die Mitarbeiter sogar mit ihren Kunden plaudern.

Dann traten überall die Unternehmensberater auf den Plan. In eleganten Anzügen und Kostümchen. In ihre Excel-Dateien trugen sie alle Kostenfaktoren ein. Viele Hausmeister, Postler, Bankangestellte, Schaffner und Bahnhofsmitarbeiter verloren ihren Job. Auch weil sich der Faktor „Sozialer Friede“ nicht in den Kostenberechnungstabellen darstellen ließ.

Und heute? Stellen Politik, ÖBB, Wiener Linien und auch Wiener Wohnen Menschen ein, die unsere Ängste mindern sollen. Faktor Angst! Das hätten wir billiger haben können.

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