18 Minuten – wie früher

Uwe Mauch

Uwe Mauch

Mit Unbehagen erinnere ich mich auch an die Rückbank von Vaters Fiat 124.

von Mag. Uwe Mauch

über die gute alte Zeit

Letztens habe ich 18 Minuten auf die S-Bahn gewartet, wegen einer Betriebsstörung, wie durchgesagt wurde. In den 18 Minuten habe ich mich an früher erinnert, als angeblich alles besser war: Die S-Bahn verkehrte im Viertelstunden-Intervall (tagsüber) bzw. im Halbstunden-Intervall (nach Einbruch der Dunkelheit und am Wochenende).

Auch sonst war angeblich alles besser: In den Waggons durfte in vollen Zügen geraucht werden. Aufzüge für Menschen mit einer körperlichen Behinderung gab es nicht, Durchsagen über verspätete Züge auch nicht. Nicht von schlechten Eltern war auch die Chemie in all den grellorangenen und knallroten „Frucht“sirupen unserer Kindheit. Ebenso das Asbest in den Sporthallen der Stadt Wien, das Maggi auf jedem Wirtshaustisch. Mit Unbehagen erinnere ich mich auch an die Rückbank von Vaters Fiat 124. Der Kunststoff-Bezug heizte sich im Sommer auf wie der Asfalt auf der Straße, er brannte wie Feuer am Hintern und auf der Unterseite der Oberschenkel. Mit offenen Fenstern fuhren wir auf Camping-Urlaub. Seit damals habe ich eine Allergie gegen gefüllte Paprika in der Dose.

18 Minuten. An Erinnerungen mangelte es mir nicht. Doch da kam mein Zug. P. S.: Auf der Heimfahrt wartete ich nur drei Minuten, aber das ist ja heute nicht mehr der Rede wert.

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