Digitale Welt

Eine App wird dem Touristen sagen, warum er den Kopf nach rechts, links oder oben drehen sollte.
Simone Hoepke

Simone Hoepke

Eine App wird dem Touristen sagen, warum er den Kopf nach rechts, links oder oben drehen sollte.

von Mag. Simone Hoepke

über digitale Welten

Wiens Tourismuswerber digitalisieren die Hinweisschilder von 200 Sehenswürdigkeiten. Grund: 2017 fallen die Roaming-Gebühren in der EU. Der Tourist wird dann noch seltener seinen Blick vom Smartphone heben. Ist auch nicht nötig. Denn sobald der Gast in die Nähe des Stephansdoms kommt, wird dank digitalem Schild eine App piepsen und ihm sagen, warum er den Kopf nach rechts, links oder oben drehen sollte. 75 Jahre nachdem der erste Computer vorgestellt wurde, lösen Mini-Rechner im Hosensack Reiseführer mit hochgehaltenen Regenschirmen ab.

Um mit der Entwicklung Schritt zu halten, hat ein Bekannter ein Fernstudium gemacht. Die Powerpoint-Präsentation seiner Abschlussarbeit spielt alle Stücke. Weil nicht er sie gestaltet hat, sondern eine Dame in Indonesien. Er hat nur zwei eMails um den halben Globus geschickt, 20 Dollar überwiesen und schon flatterte die fertige Präsentation in seine Mailbox. Schöne neue Welt. Ich hab Angst, dass nach den Reiseführern bald auch alle Grafiker in Europa arbeitslos werden. Gefolgt von Krankenpflegern, die durch Pflegeroboter ersetzt werden. Aber wer will von Robotern gepflegt werden? "Ich!", sagt mein Onkel. Das sei weniger schlimm, als von einer zierlichen Frau aus dem Bett gehoben zu werden. In Japan funktioniere das doch auch. Ich soll nicht so altmodisch sein, sagt der 92-Jährige.

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