Jedermann

Michael Horowitz

Michael Horowitz

Ein fast femininer, filigraner Sensenmann mit minimaler Mimik und starker Ausstrahlung.

von Michael Horowitz

über den Tod

Seit 93 Jahren wird im Sommer am Salzburger Domplatz gestorben. Moral, Mythos, Tradition. Jedermann – das anachronistische Mysterienspiel nach mittelalterlichem Vorbild vom Sterben des reichen Mannes. Die diesjährige Inszenierung gilt für viele als revolutionär: Das Stück über die Endlichkeit unseres Lebens, von morbider Moral getragen, ist auf eine Weise entstaubt, die für Salzburger Verhältnisse atemberaubend ist, schreibt „Die Welt“.

Sehr viel dazu beigetragen hat Schauspieler Peter Lohmeyer, der sich einfach per Mail beworben hat: Ist da noch ‘ne Stelle frei, im Jedermann? Der Tod war noch zu haben. Kahlköpfig, ganz in Weiß, in dezentem Skelett-Design, schreitet er, alles überblickend, auf schwindelerregend hohen Plateauschuhen über die Bühne. Ein fast femininer, filigraner Sensenmann mit minimaler Mimik und starker Ausstrahlung. Ich spiele die Rolle auch für meinen Vater, meint Lohmeyer, er war Pfarrer und ist letztes Jahr gestorben. Durch ihn hatte ich schon immer schwer mit dem Glauben zu kämpfen.

michael.horowitz(at)kurier.at

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