Fast alles ist erlaubt

Michael Horowitz

Michael Horowitz

Hinter der Maske verschwindet der Mensch – und damit fallen die Grenzen.

von Michael Horowitz

über Fasching

Einmal. Wenigstens einmal im Jahr sich gehen lassen. Das eigene Ich auf Kur schicken. Verborgene, verdrängte Profile der Persönlich- keit ausleben. Anders sein dürfen als man Tag für Tag sein muss. Fasching. Fast alles ist erlaubt.

Das Mauerblümchen streift Netzstrümpfe über, der biedere Buchhalter meint, als Pirat unwiderstehlich zu sein. Maskierung und Rollentausch: Hinter der Maske verschwindet der Mensch – und damit fallen die Grenzen.

Schön, auch wieder Kind sein und unerkannt die Wahrheit sagen zu dürfen. In Venedig, schon immer das Universum der fantasievollsten Masken, bestrafte man das Demaskieren einer Person härter als das Stehlen eines Geldbeutels. Im alten Ägypten ging es beim Fest des falschen Königs drunter und drüber – der Pharao überließ seinen Thron einem Sklaven ...

Und auch bei den alten Römern tauschte man zu Ehren des Gottes Saturn einmal im Jahr für drei Tage die Rollen: Herren und Sklaven feierten gemeinsam, jeder durfte sagen, was er wollte und man bewarf sich mit Rosenblättern. Unseren heutigen Konfetti.

michael.horowitz@kurier.at

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