Sommerzeit, Briefezeit

Georg Leyrer

Georg Leyrer

Offene Briefe als kulturpolitisches Kampfmittel. Ja, ernsthaft.

von Georg Leyrer

über die tief fliegenden Appelle.

Ach, die Erinnerungen an den guten alten Harry Potter, diesfalls an die Szene, in der sein Wohnhaus mit Tausenden Briefen überschüttet wurde, die verkündeten, dass der Zauberlehrling nach Hogwarts darf.

Wir dürfen zwar nicht nach Hogwarts, aber uns auch der von links und rechts herbeirauschenden, im vorliegenden Fall offenen Briefe erfreuen, die heute natürlich eMails sind. Der Sommer, einst die Zeit des postalischen Kommunizierens, erlebt die Renaissance des Briefformats als kulturpolitisches Kampfmittel. Ja, ernsthaft.

Den Anfang nahm die Serie mit namhaften Kulturschaffenden, die in einem offenen Brief den Verbleib des Kulturministers Josef Ostermayer herbeischreiben wollten. Natürlich wirkungslos, woraufhin so mancher Unterzeichner auf einer Münze kehrt machte und den neuen Kulturminister Thomas Drozda herzlich im Amt begrüßte.

Nun wird die offene Flanke im Belvedere als Einwurfschlitz für Briefe missinterpretiert. Den Auftakt machten die Fans von Direktorin Agnes Husslein-Arco, die wegen Compliance-Verfehlungen in die Kritik geraten ist. Man setzte sich für ihren Verbleib ein. Auch die Gegenseite hat sich gefunden: Ein Gegen-Brief fordert den Abgang Husslein-Arcos, unter Verweis auf Führungsstil und Persönlichkeit.

Einen offenen Brief würden wir gerne noch lesen: Den Appell für die Professionalisierung der Kunst- und Museumsszene abseits der Befindlichkeiten, Eigeninteressen und internen Grabenkämpfe.

Kommentare