Seid lieb zu den Katzen

Georg Leyrer

Georg Leyrer

Was heute als kulturell wertvoll anerkannt ist, war anfangs fast immer abgelehnt worden.

von Georg Leyrer

über die Hysterie vor kulturellen Neuheiten.

Und wieder haben wir die Chance ungenützt verstreichen lassen, eine der widersinnigsten menschlichen Gewohnheiten zu durchbrechen, nämlich die Hysterie vor kulturellen Neuheiten. Mit so etwas tun wir uns immer schwer, schon seit es den Menschen als Kulturwesen gibt. Was heute als kulturell wertvoll anerkannt ist, war anfangs fast immer abgelehnt worden.Buch? Macht das Gedächtnis kaputt. Der Roman? Verwerflich. Theater? Ebenso. Jazz? Rock? Pop? Keine Musik! Schellacks? Ruinieren das Geschäft für Orchestermusiker. Tonfilm? Schlechtes Theater. Comics? Verdummend. Fernsehen? Kultur für Blöde.Im Nachhinein ist das immer ein bisschen peinlich, so wie die Diskussionen über Computerspiele: Auch damit haben wir uns schwer getan. Jetzt endlich werden Games als das anerkannt, was sie sind – als eine neue Kulturform, die im Museum gesammelt wird. Und unsere Kinder also wohl doch nicht verdirbt.Ein schöner Vorsatz: Auf die nächsten Kulturformen könnten wir gleich weniger aufgeregt reagieren. Jüngst entstanden ist etwa die Internetkultur der „Memes“. Ein Hauptbestandteil davon: lustige Katzenbilder mit Texten in komischem Englisch. Klingt gewöhnungsbedürftig? Vielleicht. Aber es lohnt sich, lieb zu den Katzen zu sein. Denn bald werden wir auch die Internetkultur als selbstverständlich anerkennen.

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