Kino wird zur Werbeplattform für Streaming
Kino wird zur Werbeplattform für Streaming.
In Venedig feiert sich derzeit die Filmbranche, und man fragt sich eigentlich, warum. Der heurige Sommer nämlich hat gezeigt: Die meisten der in Venedig präsentierten Filme haben das Potenzial, zu ordentlichen Flops zu werden.
Nicht etwa, weil sie schlecht wären. Es spielen auch berühmte Leute mit, die Themen sind spannend, der künstlerische Wert sicher oftmals hoch. Nur: Das alles zählt an der Kinokassa immer weniger. Dort trennt sich – man möge sich an die gesamte Gesellschaft erinnert fühlen – der Erfolg oder Misserfolg der Filme in zwei extreme Lager.
Was funktioniert, funktioniert fantastisch.
Was floppt, floppt voll.
Die New York Times bringt ein hartes Beispiel: Raten Sie mal, was der neue Film „The Sea Of Trees“ mit Naomi Watts und Matthew McConaughey (Regie: Gus Van Sant), präsentiert in Cannes, in der ersten Woche eingespielt hat. 200.000 Dollar? Gar nur 20.000 Dollar?
Nein. 2894 Dollar.
Das ist, in jeder Hinsicht, ein spektakulär mageres Ergebnis; der Film wurde aber in nur zwei Kinosälen gespielt. In der zweiten Woche lief er in 101 Sälen – und das Ergebnis ist eigentlich noch schlechter: In jedem dieser Säle verdiente der Film gerade Mal 36 Dollar, und nahm insgesamt nur 6500 Dollar ein.
Aber das Spannende ist: Dahinter steckt eine Strategie, die viel über den radikalen Wandel im Filmbusiness aussagt. 100 Säle muss ein Film nämlich bespielen, um in Folge auf Netflix und über iTunes verfügbar zu sein. Und das hat „The Sea of Trees“ nun erreicht: Der Kinostart diente vor allem als Werbung für das Streaming. Dort, über die Streamingdienste nämlich, will das Publikum nach wie vor anspruchsvolle Kost sehen. Das Mutigere, Außergewöhnlichere wird zu Hause konsumiert – und ist dort ein gutes Geschäft. Ins Kino gehen immer mehr Menschen für etwas anderes: Für die Event-Filme, die, wenn sie funktionieren, massiv Geld bringen. Daher sind die Gesamteinnahmen der US-Kinos bisher zum Vergleichszeitraum des Vorjahres annähernd gleich geblieben, obwohl auch viele Blockbusterkandidaten – „Ben Hur“, „Ghostbusters“, „Independence Day 2“, „Tarzan“ und so weiter – spektakulär floppten.
Und dann?
Dass nun so bekannte Marken ebenfalls versagen, sorgt für Stirnrunzeln, wenn nicht für leichte Panik bei den Studios. Denn auch die zuletzt sicherste Bank, Superhelden-Filme, beginnt zu schwächeln. Und dann? Dieser Kinosommer hinterlässt viele Fragezeichen.georg.leyrer
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