Jahrhundertfragen
Dave Brubeck und Oscar Niemeyer: Mit ihrem Tod innerhalb von wenigen Stunden endet wieder ein Stück des 20. Jahrhunderts.
Was für zwei Giganten: Dave Brubeck, 91, Jazzlegende, und Oscar Niemeyer, 104, Jahrhundertarchitekt. Mit ihrem Tod innerhalb von wenigen Stunden endet wieder ein Stück des 20. Jahrhunderts – das vielleicht, alles in allem, einst als die aufregendste Ära der Kultur überhaupt in den Geschichtsbüchern bezeichnet werden wird.Es sah nicht danach aus: Niedergangsstimmung im Katastrophenstrudel, Geraune vom Untergang des Abendlandes beherrschte die ersten Jahrzehnte. Doch welch immense künstlerische Aufbruchsstimmung stand dem entgegen. Es ist kaum nachzuvollziehen, was für eine Revolution damals etwa der Jazz, wie kontroversiell die neue, schnörkellose Architektur war. Und das ist längst nicht alles: Film, Fernsehen, Radio, Popmusik, zuletzt die große neue Kulturmaschine im Internet – es überschlugen sich die technischen und künstlerischen Revolutionen.Eines darf auch nicht vergessen werden: Vielleicht wird uns bald das Kulturleben des 20. Jahrhunderts auch finanziell als verlorenes Paradies erscheinen, auf das mit Erstaunen zurückgeblickt wird. In vielen Ländern Europas werden derzeit Kultursubventionen gestrichen, in den USA kämpfen Orchester und Opernhäuser gegen den Bankrott. Jetzt gilt es die Weichen zu stellen – damit auch das 21. Jahrhundert in den künftigen Kulturgeschichtsbüchern einen würdigen Platz findet.
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