Die Welt ist eine Kassette
Einst war die Kassette eine Zeiteinheit. 45 Minuten pro Seite (30 waren zu kurz, 60 zu lang), das unterteilte den Teenagertag in fixe Einheiten.
Und bei diesen 45 Minuten kam es auf die letzte Sekunde an: Ein perfektes Mixtape war nur dann perfekt, wenn unmittelbar nach Verklingen des letzten Tones auch das Band zu Ende war. Was haben wir Zeit damit verbracht!
Der technologische Höhepunkt war dann ein Rekorder, der beim Vorspulen die Pausen zwischen den Liedern erkannte: Da konnte man per Knopfdruck zum nächsten Lied springen, ganz ohne hochfrequentes Vorspulgewinsel. Die Freunde waren beeindruckt.
Jetzt ist es leicht, zu sagen: Damals (Sie wissen schon, in diesem gedehnten Tonfall der Erinnerung), damals haben wir wirklich der Musik zugehört. Jeder Song zählte. Nur ist die Nostalgie immer ein Erinnerungsproblem: Man blendet das Missliebige aus. Im Falle der Kassette: Bandsalat und das nur mühsam in Zaum gehaltene Rauschen.
Und die zeitraubende Jagd nach neuer Musik. Wie sehr hätten wir uns damals gewünscht, nicht immer dieselben Mixtapes zu hören, sondern – wie heute – bequem alle Musik der Welt abrufen zu können. Dazu wiederum fehlt heute eines: die Zeit.
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