Die machtlosesten Politiker
Wo zieht man die Grenze zwischen Kultur und angeblicher Kultur?
Es gibt Trost, wenn einem das eigene Leben als unwichtig erscheint: Man ist nicht der Machtloseste im Land. Das sind, trotz der Wichtigkeit ihres Ressorts, vielleicht sogar die Kulturpolitiker. Kaum gewählt, verfallen sie in die Doppelrolle als Subventionsausschütter und Künstlerlober. Kulturpolitik selbst? Ein Ding der Unmöglichkeit.
Mit gutem Grund lassen die Kulturpolitiker ihre Finger davon, sich in die Arbeit der Künstler einzumischen. Oder auch der Kulturmanager. Oder der Jurys, die bestimmen, welcher davon welches Geld bekommt. Kulturpolitik ist zumeist: Besetzungspolitik und die Bewahrung von Budgets. Das ist im Prinzip gut so. Um die Kultur ist eine Schutzzone gezogen, die zu durchbrechen Risiken birgt: Eine kulturpolitische Tür, die geöffnet wird – Einflussnahme, Ideologie –, lässt sich vielleicht nie schließen. Und von draußen stürmt all zu rasch das weit verbreitete Ressentiment gegen die Kulturschaffenden herein. Lieber nix anrühren!
Oder doch? Vieles muss gefördert werden: Etabliertes, Bewahrendes, Unbequemes, Konfliktreiches. Auch gegen den gesellschaftlichen Konsens, nur so gibt es Entwicklung. Vielleicht auch in Richtung eines souveränen Umgangs mit den Grenzbereichen der Kultur. Dort wartet derzeit eine heikle, fast unlösbare politische Aufgabe: Wo zieht man die Grenze zwischen Kultur und angeblicher Kultur, ohne Ressentiments zu bedienen?
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