Der Opernball als kulturpolitischer Auftrag

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Ist das ein Rücktritt? Wohl kaum. Sie hört einfach auf.

von Thomas Trenkler

über Desirée Treichl-Stürgkh und die Folgen

Was sich derzeit rund um den Opernball abspielt: Das ist eine Staatsoperette. Und eine Provinzposse.

Ioan Holender, viele Jahre Staatsoperndirektor, hatte wiederholt gegen die Tanzveranstaltung gewettert, denn sie gehört seiner Meinung nach nicht zum kulturpolitischen Auftrag.

Im Kulturministerium aber gelangte man zur gegenteiligen Ansicht: Laut der im Herbst beschlossenen Novelle des Bundestheaterorganisationsgesetzes hat die Staatsoper den Ball auszurichten. Dass dies tatsächlich festgeschrieben wurde: Darüber schmunzelte man.

Doch nun kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Bei der Opernball-Pressekonferenz am Dienstag gab Desirée Treichl-Stürgkh bekannt, den ehrenamtlichen Job nicht länger machen zu wollen. Ist das ein Rücktritt? Wohl kaum. Sie hört einfach auf.

Kulturminister Josef Ostermayer und Staatsoperndirektor wussten Bescheid. Dominique Meyer hätte es lieber gehabt, wenn DTS ihre Entscheidung erst nach dem Ball bekannt gegeben hätte, aber diese nutzte die Pressekonferenz – wer will es ihr verdenken? – für den Paukenschlag. Aufgeschreckt wurde bei diesem Termin einer, der ahnungslos war: Holding-Chef Günter Rhomberg. Der grade Michel reagierte erbost. Denn über alle wichtigen Entscheidungen sei die Holding zu informieren.

Man kann sich jetzt die Frage stellen, ob die Entscheidung von DTS wirklich so epochal ist. Eher nein. Der Vorfall zeigt aber, wie vergiftet die Stimmung ist. Meyer verübelt Rhomberg, dass dieser ihm die neue Nebenspielstätte Walfischgasse madig gemacht hatte. Und er reagiert spitz: Er werde sehr wohl die Holding unterrichten. Aber erst, wenn es konkret um die Neubesetzung geht. Und dann werde schon Rhombergs Nachfolger Christian Kircher im Amt sein.

Meyer will, sagt er, zunächst sondieren. Das ist sein gutes Recht. Sollte er aber bei der Entscheidung von der Frage geleitet werden, welche Person am hilfreichsten für die Verlängerung seines Vertrages sein könnte: Dann würde man Rhombergs Zorn verstehen. Auch wenn es nur um ein Ehrenamt geht.

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