Das Aufblaskino

Georg Leyrer

Georg Leyrer

Kino hat derzeit Größenwahn.

von Georg Leyrer

über Filmlängen im Kino.

Immer vorher brav aufs Klo gehen! Diese mütterliche Weisheit für lange Autofahrten wird zunehmend auch zum guten Tipp vor dem Kinobesuch. Fast drei Stunden dauert der „Hobbit“, nur unwesentlich kürzer kommt demnächst „Les Misérables“ ins Kino. Eine lange Zeit nicht nur für Hobbit-Blasen. Kino hat derzeit Größenwahn: Auch die Buchvorlagen werden bei Verdacht auf Erfolg auf so viele Filme ausgewalzt wie nur möglich. Drei Teile braucht Peter Jackson beim „Hobbit“, um ein nicht allzu dickes Kinderbuch zu erzählen. Und die „Star Wars“-Saga bekommt, nach den auch schon wenig zwingenden Teilen eins bis drei (vier bis sechs waren ja zuerst entstanden) nun Teil sieben bis neun. Neun Filme. Muss das sein?

Ja, es muss wohl sein. Denn Kino hat starke Konkurrenz in seinem Kerngebiet bekommen: der emotionalen Bindung an fiktive Charaktere. Früher war Fernsehen das kurzlebige Medium. Aber nun werden bei den hochklassigen Serien im Fernsehen – von „Game of Thrones“ bis zu „True Blood“ – längst Handlungsbögen über ein Dutzend Folgen (und damit über viele, viele Stunden) aufgebaut. Die Publikumsbeziehung zu Serienhelden ist gewaltig. Nicht zuletzt deshalb sind Harry Potter, die Hobbits oder die Jedi-Ritter das geworden, was einst die Fernsehfamilie war: ein langjähriger Begleiter, und ein Grund, ins Kino zu gehen.

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