Das Album ist tot (dank Kanye West)

Das Pop-Album ist ein Erbe aus einer Zeit, als Musik noch Gegenstand werden musste, um verkauft zu werden. Das ist zum Glück vorbei.
Georg Leyrer

Georg Leyrer

Das Popalbum ist tot.

von Georg Leyrer

sagt Danke zu Kanye West.

Jahrelang schon schauen wir einem Marketing-Unfall in Superzeitlupe zu: Jahr für Jahr schwindet das Pop-Album aus dem Bewusstsein der Hörer, und es wird dennoch als Währung des Popbusiness am Leben erhalten. Erst, wer brav ein Album herausgebracht hat, darf auf Tournee gehen.

Dabei werden immer weniger Alben verkauft, immer stärker bestimmen Computerprogramme, welche Songs – um die dreht es sich inzwischen eigentlich – welcher Künstler wir in welcher Reihenfolge anhören. Austropop-Quote anyone? Jetzt, endlich, darf man das Projekt Pop-Album als beendet ausrufen. Anlass dafür ist der in den USA weltberühmte Rapper Kanye West; ein genialer Problembär, der nun das erste Nicht-Album herausgebracht hat.

Nichts

„The Life Of Pablo“ wurde mit größtmöglichem Pomp veröffentlicht, West bezeichnete es als das „beste Album der Geschichte“, was natürlich Blödsinn ist, aber in einem Punkt richtig: Es stellt nämlich vor allem die Frage, was denn mit „Album“ heute noch gemeint ist, und gibt gleich die Antwort: Eigentlich nichts.

Dieser Gedanke ereilte auch West, woraufhin er das Album wieder aus dem Handel nahm. Und seitdem zeigt er, dass die Musik längst in der digitalen Dauerveränderbarkeit lebt und nicht mehr in eine endgültige Form gezwungen werden muss. Also arbeitete West einfach weiter. Von den Songs kursieren inzwischen zahlreiche Vor- und Nachversionen: Bei „Highlights“ etwa ist nun Madonna zu hören, von der auf dem ursprünglichen Album keine Spur war.

„The Life Of Pablo“ ist kein Album, sondern ein sich ständig veränderndes Patchwork aus Musikschnipseln, eine Beta-Version von Musik, die jederzeit neu programmiert werden kann. Auch die Plattenfirma war hübsch ahnungslos, was West da so macht. Und es erscheinen Kritiken über ein Album, das sich längst weiterentwickelt hat.

Schön! Musik lebt wieder.

Kommentare