Welch grandiose Opernstoffe sich aus anderen aktuellen Politstreits und Krisen ergeben könnten.

von Georg Leyrer

über eine Uraufführung der besonderen Art.

Auf nach Estland! Dort gibt es am 7. April eine Uraufführung der besonderen Art: Eine Kurzoper, die aus dem Twitter-Streit zwischen einem US-Journalisten und dem estnischen Präsidenten entstanden ist.

Ausgangspunkt des Wortgefechts: Ob die Sparmaßnahmen Estlands die richtige Antwort auf die Wirtschaftskrise waren.

Was für ein Thema! Und welch grandiose Opernstoffe sich aus anderen aktuellen Politstreits und Krisen ergeben könnten.

Die Wehrpflichtdebatte etwa bietet locker Stoff für einen dramatischen Opernvierteiler, der Wagners „ Ring des Nibelungen“ leicht in den Schatten stellen könnte. Adäquat wären: Gefühlte 4000 Stunden Musik im künstlich aufgeblähten Dauerfortissimo, aufgeteilt auf die vier Opern „Das Stimmvolk“, „Johanna“, „Norbert“ und „Koalitionsdämmerung“. Das Libretto wäre hingegen recht kurz zu halten: Die Sänger rufen ausschließlich „Dagegen“ bzw. „Dafür“.

Weiters wären neu zu komponieren: „Così fan tutte – so machen es alle“ (über Korruption), „Der fliehende Holländer“ (ansteigender Meeresspiegel), „ Madama Butterfly“ (Artensterben) oder „Il barbiere di Siviglia“ über Arbeitslosigkeit am spanischen Dienstleistungssektor.

Nur ein Politthema verschließt sich wohl der Veroperung: Kein noch so geduldiger Zuseher würde je das Finale von „Die Schulreform“ erleben.

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