Boybands, ganz groß

Georg Leyrer

Georg Leyrer

Man versteht das besser, als einem lieb ist.

von Georg Leyrer

über Japans Abschied von einer Boyband.

Es ist zugleich befreiend und bedrückend – und ein großer Nachteil gegenüber den vorigen Generationen: Unsere musikalischen Jugendsünden verschwinden nicht mehr hinter den freundlichen und wohlwollenden Schleiern der Vergangenheit.

Sondern werden nach spätestens 20 Jahren in einem Nostalgie-Revival wieder vor den Vorhang geholt. Und seien sie noch so unwürdig gealtert. Also sind wir längst wieder in einer Zeit angekommen, in der ehemalige Boybands auf Tour gehen und auch die Spice Girls selbiges überlegen.

Kaum etwas lässt einen ratloser zurück als das Wiedersehen mit ehemaligen Welthits und deren Protagonisten. Und gegen den Gedanken, dass früher alles besser war, hilft ein kurzer Blick auf ein Spice-Girls-Video. Jahrelang hat man sich bemüht, Textzeilen wie „So tell me what you want, what you really really want, I’ll tell you what I want, what I really really want“ zu vergessen. Vergeblich.

Und dennoch: Der weitreichende Nachhall dieser Bands ist immer noch ein Phänomen. Der Tod des ehemaligen Boyband-Moguls Lou Pearlman, der u. a. die Backstreet Boys erfand, ist nun ein ernster Anlass, um das auch einmal zu würdigen.

Wie tief die Bindung einer ganzen Nation zu einer Boyband gehen kann, zeigt derzeit Japan: Die dort beliebteste Boyband, SMAP, hört nach drei Jahrzehnten auf. Für das Land, schrieb die New York Times, ist das wie das Ende der Beatles. Und man versteht das besser, als einem lieb ist.

Kommentare