Work-Life-Ungleichgewicht (1)

Doris Knecht
Eine hitzige aktuelle Feminismusdebatte in den USA stellt infrage, ob Frauen, wie in den letzten Jahren gern behauptet, wirklich alles haben können, wenn sie nur ambitioniert und engagiert genug sind: Spitzen-Karriere und Familie.
Doris Knecht

Doris Knecht

Ausgelöst wurde sie von der Politikwissenschaftlerin Ann-Marie Slaughter, als Chefin des Planungsstabes im US-Außenministerium zwei Jahre lang eine der mächtigsten Frauen Amerikas, durch ihren Rücktritt aus familiären Gründen. Und einen Essay, in dem sie sagt: Nein.

Der Titel ihrer Analyse lautet: "Wieso Frauen immer noch nicht alles haben können" und ist eine der interessantesten und wahrhaftigsten Überlegungen über das Leben zwischen Kindern und Karriere. (www.theatlantic.com) Slaugthers Argumentation ist zu ausführlich, um ihr auf wenigen Zeilen gerecht zu werden, aber so interessant, dass sie zumindest angerissen werden soll; und fortgesetzt.

Slaughter, Jahrgang 1958 und Mutter zweier halbwüchsiger Söhne berichtet, wie das von ihr selbst stets propagierte Prinzip, dass die erfolgreiche Verbindung von Beruf und Mutterschaft nur eine Frage von Tüchtigkeit und perfekter Organisation sei, außer Kraft gesetzt wurde, als einer ihrer Söhne pubertierte, während sie gerade die Geschicke Amerikas mitgestaltete. Sie fand schlicht keine Zeit, sich irgendwie um ihr Kind und seine Probleme zu kümmern. Und sie stellte fest, dass sie damit in großer Gesellschaft anderer beruflich erfolgreicher Mütter ist. Und dass es keineswegs nur auf die Tüchtigkeit der Frau ankommt, sondern auf den Job, den sie macht, auf die damit verbundenen Arbeitszeiten und ganz speziell darauf, ob sie darüber die Kontrolle hat. (Wird morgen fortgesetzt; samt Slaughters Lösungsansätzen.)

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