Wo ist denn das ungefähr?

Doris Knecht

Doris Knecht

Überhaupt ist das moderne Leben des modernen Menschen im Zeitalter der modernen Kommunikation oft anstrengender, als man glaube würde.

von Doris Knecht

über First World Problems

First World Problems. Vor ein paar Monaten hat sich diese Kolumne über eine App lustig gemacht, die den User daran erinnern soll, regelmäßig Wasser zu trinken. Es wurde herumphilosophiert, dass es wohl bald auch Apps geben werde, die einen ans Atmen erinnern, und: voila. Apple hat für seine iWatch die App Breathe entwickelt, die genau das tut: Sie erinnert einen alle vier Stunden daran, Luft zu holen.

Was natürlich tödlich wäre, wenn man sich im Wortsinn daran halten würde. Aber natürlich ist das vier-stündliche Luftholen eine Metapher dafür, dass man auch einmal Pause machen soll, einmal Durchatmen, einen Abstand zum Tagwerk bekommen, sich ein paar Atemzüge lang auf sich selbst konzentrieren. Das ist natürlich nicht die schlechteste Idee, weil der moderne Mensch vor lauter Multitasking und Immer-verfügbar-Sein auf derlei gerne vergisst.

Überhaupt ist das moderne Leben des modernen Menschen im Zeitalter der modernen Kommunikation oft anstrengender, als man glaube würde. Lisa E., die am Land lebt, etwa, bestellt, gerade weil sie am Land lebt, gerne online im Internet, wegen ansonsten weiter Wege und allem, no na. Das tat sie auch vor zwei Wochen und wartete seither auf eine Jacke, deren Lieferung längst erfolgen hätte sollen.

Nun ist auch Lisa E. nicht immer daheim, aber sie und ihre Nachbarn nehmen gerne Pakete für die gerade Abwesenden an. Aber diesmal hatte auch der Nachbar nichts erhalten, also rief die Leserin bei dem Paketdienst an, nannte die Bestellnummer und bekam die Auskunft, das Paket sei geliefert worden, aber, da sie nicht daheim gewesen sei, beim nächstgelegenen Paket-Shop abgegeben worden. Aha, sie habe gar keine Benachrichtigung erhalten, wo denn das sei? Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass der Paketshop 14 Kilometer entfernt liegt. Lisa E. fuhr dann mit dem Auto 28 Kilometer, um etwas zu erhalten, das sie postalisch bestellt hatte, um nicht deswegen mit dem Auto weit fahren zu müssen. Tja, so kann’s gehen in der modernen Welt.

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