Wir werden es bereuen, wenn es weg ist

Doris Knecht

Doris Knecht

Wir werden es bereuen, wenn es weg ist.

von Doris Knecht

über das Funkhaus

Mehr als 80.000 Menschen haben bisher die Petition "Rettet das Funkhaus" unterschrieben: Ein starkes Signal dafür, dass der Standort Argentinierstraße vom ORF nicht aufgegeben werden soll.

Schon vor einem Jahr forderten Künstlerinnen wie Elfriede Jelinek, Alfred Dorfer, André Heller oder Michael Köhlmeier in einer Unterschriftenaktion die Erhaltung des Funkhauses. Es sei nicht nur "historisch bedeutsam, es ist jener Ort, an dem täglich Radio und Kultur geschaffen werden", seit Jahrzehnten. "Ein Radio- und Kulturhaus im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Aufgabe dieses Standortes bedeutet Eingriffe in die Qualität des Journalismus und einen kulturellen Kahlschlag."

Das ist tatsächlich zu befürchten. Das Funkhaus ist ein zentrales kreatives Zentrum, das unter anderem von seiner schnellen Erreichbarkeit – auch durch täglich Dutzende Gäste in den Live-Sendungen von FM4, Radio Wien und Ö1 – lebt. Wer im Funkhaus arbeitet, braucht kein Auto – und viele die dort arbeiten, können sich angesichts der beschämenden Honorare auch keines leisten. Wenn sie nun auch noch die Zeit für die Anreise an den Küniglberg in ihren Stundenlohn einrechnen, wird der vom Witz zur Farce.

Mir hat vor Jahren eine Ö1-Mitarbeiterin, die zuvor in einem anderen Medium tätig war, erzählt, wie ihr auffiel, dass der Schnitt der Kinderlosen unter Ö1-Mitarbeitern signifikant höher sei. Ihr sei bald klar geworden, wieso: Weil viele sich Kinder einfach nicht leisten können. So gesehen ist Ö1 u. a. eine Lebensentscheidung von Leuten, denen dieses einzigartige Programm so wichtig ist, dass sie ihre Existenz danach ausrichten. Die Initiatoren und Unterzeichnenden der Petition befürchten auch deshalb zu Recht, "dass Ö1 nach dem Umzug als eigenständige Entität innerhalb des ORF-Programms verschwinden könnte".

Das Funkhaus ist ein Kreativzentrum. Es gehört mitten in die Stadt. Wir werden es bereuen, wenn es verschwindet: Die Petition dagegen kann man immer noch unterschreiben.

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