Wir rauchten immer und überall
Wir rauchten immer und überall.
Kürzlich beim Freundinnen-Abend: Essen im Restaurant, dann wechseln wir noch in eine Bar in der Nähe. Und schau an, dort darf man rauchen. Bzw.: Dort dürfte man rauchen, aber die eine von uns, die noch manchmal raucht, ist schon heimgegangen, und eine raucht nur noch, wenn andere rauchen. Früher war das anders.
Früher waren wir alle einmal Ketten-Raucherinnen, das war ganz normal. An diesem Abend in der Bar erinnerten wir uns, wie unglaublich normal das war: Denn wir haben damals eigentlich immer und überall geraucht: Kurz nach dem Aufwachen im Bett (manche eigentlich schon vor dem Aufwachen). Das Frühstück bestand aus Kaffee und Zigaretten. Wir rauchten in der U-Bahnstation. Wir rauchten im Zug, wir rauchten im Flugzeug, wir rauchten in jedem Kaffeehaus und jedem Restaurant, wir rauchten im Taxi. Wir rauchten, wenn keine Kinder in der Nähe waren, und, egal, auch wenn sie es waren. Wir rauchten selbstverständlich im Auto. Und im Aufzug ins Büro. Wir rauchten in der Kantine. Im Flur. Und natürlich rauchten wir im Büro, ich glaube, ich habe jahrelang nicht einen Satz verfasst, für den nicht eine Zigarette in die Luft ging. Wir rauchten in den Sitzungen und auf der Toilette. Wir rauchten überall.
An diesem Abend erinnern wir uns auch daran, wie damals in den Redaktionen aus allen Büros die Rauchschwaden herausnebelten, Tag und Nacht, und wie wir gnadenlos unsere nichtrauchenden Kollegen von früh bis spät einnebelten und über ihre Einwände höchstens lachten.
Wir sind ja nicht in Amerika!! Denn wir hatten schon die ersten Anti-Nikotin-Schauergeschichten aus den USA gehört, wie die armen Raucher sich dort piesacken lassen mussten: Stell dir vor, die müssen zum Rauchen vors Haus! So was Irres!!!
Daran erinnern wir uns jetzt. Und dann rechneten wir nach und merkten: Das ist noch gar nicht so lange her, vielleicht zehn, höchstens fünfzehn Jahre. Länger hat es nicht gebraucht, das Bewusstsein einer ganzen Generation zu ändern.
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