Wie wird man Wienerin?

Doris Knecht
Es war jetzt doch überraschend zu lesen, dass fast die Hälfte der Wiener Ausländer sind.
Doris Knecht

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Also: Migrationshintergrund haben, was bedeutet, dass sie oder mindestens ein Elternteil nicht in Österreich geboren wurden. Das sind laut neuem Wiener Integrationsbericht 49 Prozent der Wiener Bevölkerung, es sind also nur wenig mehr, genau 51 Prozent, eingeborene WienerInnen.

Was wiederum, wie die Autorin sicher weiß, so auch nicht stimmt, denn der nach Wien exilierte Xiberger, der natürlich nicht als Migrant betrachtet wird, ist von Herkunft und Mentalität maximal unwienerisch, in vielerlei Hinsicht also von sehr viel weiter her als mancher, der aus Richtung Osten nach Wien gekommen ist. Es wäre so gesehen interessant zu wissen, wie viele der 51 Prozent einen Bundesländerhintergrund mitbringen und wie viele "reine" Wiener und Wienerinnen abzüglich derer noch übrig bleiben.

Egal, aber es verleitet zu einer grundsätzlich Überlegung: Was ist das, ein Wiener? Eine Wienerin? Was macht das aus? Ist man das a) qua Geburt oder ist die Wienerwerdung b) doch eine Willensentscheidung? Natürlich neigt ihre Autorin nach mehr als 25 Jahren entschlossenster Verwienerung zu Antwort B., und wird dabei von einer einerseits interessanten und mutigen Prämisse des Wiener Integrationsberichts ermuntert: Wien sei nämlich, heißt es darin, eine Einwanderungsstadt. Was andererseits aber auch wieder nicht weiter verwunderlich ist in einer Metropole, in der eine von zwei Vize-Bürgermeisterinnen gebürtige Griechin ist.

Es ist aber durchaus ein Signal dafür, dass Wien eine Stadt sein will, in der es nicht so sehr darum geht, woher man kommt: sondern dass man hier sein will, bleiben, leben – ein Teil sein von Wien.

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