Wie man Menschen vorführt
Wie man Menschen vorführt
Diese Kolumne wird heute und morgen live aus Zürich gesendet, werte Herrschaften. Man ist mit dem Flugzeug hergeflogen, man hat sich erst am Flughafen, dann am Bahnhof verlaufen: alles so unübersichtlich plötzlich, alles viel größer als früher. Davor aber war man am Vienna Airport und machte dort bei den C-Gates eine Beobachtung; eine höchst ungefällige.
Sie kennen meine Einstellung zum Rauchen, Leserinnen und Leser, sie ist wenig positiv, manche schimpfen sie gar Anti-Raucher-hetzerisch. Dennoch. Wie die Flughafen Wien AG mit ihren rauchenden Kundinnen und Kunden umgeht: Das ist nicht in Ordnung. Überhaupt nicht. Man stellt RaucherInnen in kleinen, durchgehend gläsernen Schaukästen aus: Nicht irgendwo am Rand, sondern, und dahinter steckt Absicht, mitten im breiten, hellen Gang zu den Gates, wo links und rechts Menschen vorbeigehen.
Man zwingt und zwängt die Raucher in diese Glaskäfige, man führt sie und ihre vermeintliche Schwäche vor und wirft sie den Nichtrauchern zum moralischen Fraß und zur Erbauung vor: Ergötzt euch an diesen traurigen Gestalten, die es nötig haben, Zigaretten zu rauchen!, seht sie euch an, Süchtige ohne Selbstdisziplin und Selbstachtung.
Ich bin der Meinung, das geht nicht. Das ist nicht okay. Selbstverständlich steht es Unternehmen, Fluggesellschaften und Flughafenbetreibern frei, ihren Kundinnen und Kunden das Rauchen zu verbieten oder es zumindest auf abgetrennte Bereiche einzuschränken. Dafür gibt es gute, vernünftige Gründe: Man muss die anderen Passagiere schützen, man will mehr Sauberkeit und bessere Luft, man muss sparen. Alles richtig.
Aber was hier geschieht, subtil mit vermeintlicher Freiwilligkeit getarnt – denn natürlich muss ja keiner (in diesen Käfigen) rauchen –, das geht über diese Gründe weit hinaus. Hier wird geurteilt, verurteilt und gerichtet, hier wird Menschen die Würde geraubt, werden Kunden und Kundinnen verächtlich gemacht. Und das steht einem Unternehmen nicht zu.
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