Wie man Fahrgäste verzaubert
Auf den müden Gesichtern fast aller U-Bahn-Fahrgäste hat sich ein Lächeln gezeigt
Eine sehr nette Geschichte mailte Dr. Gabi S.: Dr. S. arbeitet in einem Wiener Krankenhaus und hatte kürzlich Dienst von Sonntagfrüh bis Montagfrüh. Danach fuhr sie mit der U3 Richtung Simmering. Die U-Bahn war "gut besetzt, plötzlich kommt während der Fahrt eine Durchsage vom Fahrer: Sehr geehrte Damen und Herren!"
Dr. S. berichtet, man habe die Gesichter der Fahrgäste völlig einfrieren sehen, denn was war schon zu erwarten: eine Verspätung, eine Panne, dass man aus dem defekten Zug aussteigen und auf den nächsten warten müsse. Aber man irrte sich, denn der Fahrer wünschte stattdessen "einen schönen guten Morgen, einen wunderschönen Montag und einen guten Start in die kommende Woche."
Und dann sei in der U-Bahn etwas Erstaunliches passiert: auf den müden Gesichtern fast aller Fahrgäste habe sich ein Lächeln gezeigt. Und nicht nur das: Man habe den Blick gehoben, sich gegenseitig in die Augen geschaut und sich angelächelt, schreibt Frau S., "wildfremde Menschen - an einem Montag in der Früh!".
Was in der U-Bahn einem kleinen Wunder gleichkommt. Aber: Wunder sind wohl machbar. Zum Beispiel von einem U-Bahn-Fahrer und seinen freundlichen Worten, für die sich Dr. S. gerne bedanken möchte. Und den reizenden Herrn ermuntern, so weiterzumachen.
Ja, bitte! Und zwar gerade auch in dieser Jahreszeit, in der einen die Kälte und der Regen innerlich verfinstern lässt. Man will freundliche Sachen um sich haben, warme Dinge. Es liegen offenbar auch, wie ich beim geschätzten Kollegen Holzer kürzlich lernte, weiche, fluffige Speisen gerade sehr im Trend. Unlängst hörte ich auch etwas über "Songs so weich wie der selbst gestrickte Kuschelpulli von Oma", obwohl ich das für eine contradictio in adiecto halte, denn die Pullis von Oma selig waren zwar superschön, aber entweder aus Schurwolle, also kratzig, oder aus Polyester-Garn, das einem die Haare zu Berge stehen ließ. Aber: lasset uns jetzt weich sein, kuschelig: und nett.
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