Wie eine Ranch aus Lego
Wie eine Ranch aus Lego.
Auch dieses Erdbeben habe ich wieder verpasst. Nichts gespürt, nichts bemerkt. Das Beben fand während der Präsentation des zauberhaften Buches „Hapsi Apsi Pipsi Popsi Yipsi!: Jugendhaare einer Kaiserin“ statt, ungefähr genau zu der Zeit, als das Tombola-Los mit der Nummer 18 gezogen wurde, und Ihre glückliche Autorin den Preis – einen auf Wellpappkarton aufgezogenen Fehldruck aus besagtem Werk – von einem Herrn im Haifisch-Kostüm überreicht bekam.
Das Buch ist eine Hommage an das Spaß-, Kreativ-, Tanz-, Theater-, Musical-, TV-Soap-, Mode,- Back-, Schund- und Kunst-Kollektiv H.A.P.P.Y. Und eine wunderbunte Erinnerung an das vor zwei Jahren tragisch verunglückte und heftig vermisste H.A.P.P.Y-Mastermind Thomas „Tomtschek“ Seidl und seine alles sprengende Kreativität und Fröhlichkeit. Wie H.A.P.P.Y fast 20 Jahre lang Wien bereichert, behübscht, eingebacken, besungen, eingehäkelt, verkleidet, eingeseift, verplüscht und zum Lächeln gebracht hat und wie sehr Seidl der Stadt fehlt, wird in dem Buch ganz famos aufgezeigt: in schönen, lustigen Texten, fantastischen Artefakten und irren Fotos, alten und neuen. Aber obacht: Der Warnhinweis, das Buch enthalte „Bilder und Textstellen, die von einem Teil des Publikums als anstößig empfunden werden könnten“, ist ernst zu nehmen.
Jedenfalls hat während der Präsentation niemand das Erdbeben bemerkt, auch das Nachbeben eine Stunde später ging an der Autorin und den anderen Insassen eines Wiener Wirtshauses ungespürt vorüber. Anderntags kursierte im Netz das Foto einer weißen Monoblock-Garten-Garnitur, von der ein Sessel umgefallen war, mit der Aufschrift: „Vienna 2013 Earthquake. We will rebuild“. Furore machte auch der Umstand, dass des Bebens Zentrum im Raum Ebreichsdorf war: Wo Frank Stronach seinen Hauptsitz hat, der derzeit seine Partei zerlegt und neu zusammensetzt, als sei sie eine Ranch aus Lego. Oder eine H.A.P.P.Y-Seifenoper.
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