Wenn das Mailüfterl eisig pfeift

Doris Knecht

Doris Knecht

Freuen wir uns auf ein hitzefreies Juni-Wochenende! Wir werden grillen - das wärmt so schön.

von Doris Knecht

über das Wetter

Normalerweise gilt das Fabulieren über das Wetter ja als totales kolumnistisches No-go. Das macht man sonst nur im allerschlimmsten Inspirationsnotfall. Wenn also der zuständige Redakteur anruft und einen bittet, doch ausnahmsweise über das Wetter zu schreiben, bedeutet das eins: Das Wetter ist sehr, sehr schlecht. Und es wird noch schlechter.

Wobei „schlecht“ im Zusammenhang mit dem Wetter selbstverständlich relativ ist. Nicht zuletzt der Tadel wetterfester Leserinnen lehrte mich: Das Wetter ist nie schlecht. Etwas Derartiges wie schlechtes Wetter existiert gar nicht. Höchstens die Umstände sind schlecht, weil falsch: die falsche Einstellung, die falsche Kleidung, die falsche Jahreszeit, die falsche gesundheitliche Disposition, eine grundfalsche Vorstellung vom Monat Mai. Das Wetter ist grundsätzlich spitze. Wir sind das Problem.

Das Wetter ist auch jetzt super. Ganz großartig. Man muss nicht transpirieren, man muss in der Bim nicht die gestrige Transpiration anderer riechen und man muss nicht deren wehen Zehen sehen. Man braucht nicht permanent gießen, man bekommt keinen Sonnenbrand, man wird nicht von Gelsen zerlöchert. Die seidigen Sommerkleider und die zarten Sandalen werden nicht abgenutzt. Man darf noch einmal die schöne Lodenjacke und die exquisiten Lederhandschuhe ausführen. Und man muss es nicht bereuen, dass man zum Radlfahren die dünne rote Haube übergezogen hat. Stimmt nicht, man bereut dann doch: Nämlich, dass man nicht die dicke grüne gewählt hat, weshalb einem jetzt das Mailüfterl eisig um die Ohren pfeift.

Und genau darum geht es doch im Prinzip: Um trügerische Begrifflichkeiten und die falschen Erwartungen, die daraus resultieren. Das gehört überarbeitet. Der Lenz? Die Jahreszeit mit den bitteren Minusgraden und dem vielen Schnee. Der Mai: ein kalter, windiger, regenreicher Monat, mit ein paar warmen Tagen. Freuen wir uns auf ein hitzefreies Juni-Wochenende! Wir werden grillen. Das wärmt einem so schön die Hände.

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