Weit hinten, hinter dem Bunt

Doris Knecht

Doris Knecht

Was der späte Sommer heuer noch bringt: verschärften Wahlkampf.

von Doris Knecht

über den Herbst

Es herbstelt, alle spüren es. Und alle sagen es schon. Manche sagen: Habe ich es nicht gesagt, am 15. August beginnt der Herbst, danach geht’s bergab. Danach geht es unweigerlich wieder auf den Winter zu. Der See, den man diesen Sommer immer wieder glücklich durchschwamm, ist wieder kalt, fünf Züge und das Blut droht zu gefrieren; schnell raus hier. Selbst gezogene Fisolen und – jaha! – Paradeiser und natürlich Zucchini werden überall aufgetischt. (Lieblingszucchinipasta sehr frei nach Marcella Hazan, für die, die sich schon nicht mehr gegen die grünen und gelben Kürbisartigen zu erwehren wissen: Zucchini stifteln, in Mehl wenden und in Olivenöl scharf anbraten, mit zwei bis drei Eidottern, Basilikum und Butter unter die gekochten Nudeln mischen.)

Sicherheitshalber hat man schon einmal ein französisches Seidentuch aus den Siebzigerjahren ersteigert, bunt, sehr sehr bunt, gegen das Wintergrau. Weil man schon ahnt, wie es sich leise anschleicht, noch weit hinter dem Bunt, noch unsichtbar am Horizont der gelben Felder. Aber man spürt es schon, riecht es, und in manchen Gegenden werden abends schon wieder die warmen Jacken recht, nicht die ganz, aber die ziemlich warmen. Müsste nicht sein, noch nicht.

Was der späte Sommer heuer noch bringt: verschärften Wahlkampf. Schon jetzt ziehen sich die ersten Spitzenkandidaten medienwirksam aus, zeigen sich, wie der Kandidat Stronach dem KURIER, stolz oben ohne, man muss befürchten, dass es noch viel schlimmer wird. Und hofft, dass sich die anderen Kandidatinnen und Kandidaten daran kein Beispiel nehmen mögen. Aber leise steigt die Sorge auf, dass der Kandidat Strache das mit der Nächstenliebe im Wahlkampffinale eventuell noch wörtlicher nehmen könnte, und was eigentlich hält der Kanzler genau, wenn „er hält“? Wir wollen es gar nicht so genau wissen, noch nicht.

Möge es einfach noch ein wenig länger Sommer bleiben, unschuldiger, badeheißer, sonniger Kindersommer, jackenfrei bis in die Sternennacht.

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