Was wichtig ist

Doris Knecht
Was das das Recht, ein Auto zu fahren, mit der Pflicht, sich um ein Kind zu kümmern, zu tun?
Doris Knecht

Doris Knecht

Man sieht schon die Fäuste auf die Tische rasseln: Gaby Burgstaller regt nämlich in einem Interview mit dem Standard an, Vätern – und Müttern –, die bei den Unterhaltszahlungen für ihre Kinder säumig sind, vorübergehend den Führerschein zu entziehen. Ein Vorschlag, der frech zwei Bereiche mischt, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben: Auto und Kind. Präziser: das Recht, Auto zu fahren, und die Pflicht, sich – wenigstens finanziell – um die Kinder zu kümmern, die man ins Leben gesetzt hat. Burgstallers Idee richtet den Fokus auf existenzielle Prioritäten, darauf, was wirklich wichtig ist im Leben. Was mehr wert ist: das Recht auf uneingeschränkte Mobilität, oder das Recht von Kindern auf die Unterstützung ihrer Väter. Das Wohl der Väter, das durch einen Führerscheinentzug eine qualitative Verminderung der Fortbewegung erfährt, oder das Wohl von Kindern, denen die Verweigerung korrekter Alimentszahlungen ihrer Väter Lebensqualität und Chancen raubt.

Es ist eine Wertedebatte, die Burgstaller hier angezettelt hat, und zwar eine wichtige. Denn während es als totale Sauerei gilt, einem Mann einfach so den Führerschein wegzunehmen, scheint es moralisch irgendwie schon vertretbar, Müttern und Kindern einfach so keine Alimente zu überweisen: zeitweilig oder dauerhaft. Wer kennt nicht mindestens eine alleinerziehende Mutter, deren Ex-Partner den Unterhalt für seine Kinder nur sporadisch/ausschließlich nach wiederholtem Bitten und Betteln/erst nach der Intervention von AnwältInnen und Gericht oder gar nicht zahlt?

Meistens wegen akuter Geldknappheit: Für die Kinder reicht’s halt grad nicht. Fürs Auto meistens schon. Aber das Auto braucht man ja auch.

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