Vorne heiß, hinten frier
Der heilige Abend schneeweiß, Ostern wiesengrün und frühlingsblumenbunt
Der Schneehase ist gestern bei schweißtreibenden sieben Grad Celsius geschmolzen. Die Eier sind gefärbt, die Nester versteckt, nicht, wie prophezeit, im Schnee, sondern im nassen Matsch, vor der Feuchtigkeit geschützt von malerisch bunten Plasiksackerln.
Gestern Osterfeuer, vorne heiß, hinten frier. Heute: langes Osterfrühstück unweit des warmen Ofens, warmer Osterschinken, warmer Zopf, warm gefärbte Eier, könnte den ganzen Tag dauern. Außer es scheint wider Erwarten irgendwann die Sonne lang genug auf die vorsorglich aufgestellte Sonnenbank, so dass man dort Kaffee trinken und oder leichte Sprudelgetränke gegen den Winterfrust einnehmen kann.
Frohen Ostersonntag! Nächstes Jahr soll’s wärmer werden. Da fällt Ostern auf einen Monat später. Vielleicht sollten wir auch noch Weihnachten einen Monat nach hinten verschieben, dann ist alles, wie es sein soll, und wie es die wettergenervten Österreicherinnen und Österreicher haben wollen: Der heilige Abend schneeweiß, Ostern wiesengrün und frühlingsblumenbunt.
Dafür lassen wir gerne das mit der Sommerzeit, die uns auch heute wieder eine Stunde Zeit stahl, eine Stunde Schlaf raubte und die Biorhythmen, wenngleich nur um ein Nachtstündchen, aber doch wie alle Jahre entschieden aus dem Takt brachte. Und die die in einem langen, trüben Winter hart erkämpfte, ermunternde Aufstehhelligkeit wieder entzieht und durch das alte winterliche Morgengrauen ersetzt: Es wird jetzt wieder finster sein, wenn man aufstehen muss in der Früh, eine ganze Zeit lang, und dass es ersatzweise am Abend länger hell ist, lässt uns derzeit ziemlich kalt.
Weil: Man kann mit dem hellen Abend eh nichts anfangen, wenn er weiterhin so eiskalt ist, und er wird so auf die Winterdepression, die einen hartnäckig umklammert, noch lange keinen mildernden Einfluss haben. Verdrücken wir noch ein Osterei, vielleicht hilft das ein bissl.
doris.knecht Doris Knecht
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