Von selber passiert es aber nicht

Doris Knecht

Doris Knecht

Lasst uns feiern, aber lasst uns nicht vergessen, dass uns noch viel mehr Herrlichkeit zusteht.

von Doris Knecht

über den Frauentag

Frauentag! Eben wurde ich wieder gefragt: Brauchen wir den noch? Früher sagte ich: abschaffen. Ich habe meine Meinung geändert: Wir brauchen den Frauentag, damit wir einmal im Jahr ganz klar machen, dass wir 365 Frauentage brauchen, an denen wir über Benachteiligungen sprechen.

So wie in den USA, wo Feminismus und Frauenrechte endlich zu den alltäglich erörterten Fragen gehören, zumindest in den sozialen Medien. Derzeit wird die Gehaltsschere diskutiert, nachdem durch die Sony-eMail-Leaks auch enthüllt wurde, dass der derzeit wichtigste Hollywood-Star (also jener, der die Kinokassen am lautesten zu klingeln bringt), die tolle junge Schauspielerin Jennifer Lawrence, pro Film mitunter trotzdem weniger Gage bekommt als ihre männlichen Co-Stars. Wie fast alle anderen Frauen in fast allen anderen Berufen auch.

Der österreichische Equal Pay Day für 2014 fällt diesmal auf den 31. März 2015. In drei Wochen werden die Frauen in Österreich endlich so viel verdient haben wie die Männer im Jahr 2014. Die durchschnittliche österreichische Frau muss 62 Tage zusätzlich arbeiten, damit sie so viel verdient wie ein durchschnittlicher österreichischer Mann zwischen dem 1. Jänner und dem 31. Dezember 2014.

Solange das so ist, soll keiner behaupten, die Frauen seien doch eh längst gleichberechtigt. Solange das so ist, soll keiner sagen, eine Quote brauche es nicht, das werde sich schon von selber regeln, ganz bald, so gut wie morgen würden sich die Geschlechterverhältnisse in den Manager-Etagen der Unternehmen, in den politischen Gremien und den Universitäten ganz von selber bei fifty-fifty einpendeln, und auch die Gehaltsschere werde von selber zuklappen. Das passiert nicht; der Equal-Pay-Day beweist es auch heuer wieder, am 31. 3.

Das alles heißt nicht, dass das Frau-Sein ein Jammertal ist. Das ist es nicht, nicht bei uns. Im Gegenteil: Es ist herrlich eine Frau zu sein. Lasst uns das feiern, aber lasst uns dabei nicht vergessen, dass uns noch viel mehr Herrlichkeit zusteht.

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