Verpflegen ja, ernähren nein

Doris Knecht
724.000 Österreicher, fast ein Zehntel, können sich kein gutes, also vernünftiges und nahrhaftes Essen leisten. Was tun?
Doris Knecht

Doris Knecht

Für unsereins ist es schwer, sich vorzustellen, niemanden zu sich heim einladen zu können. Oder dass die Kinder keine Schulkollegen mehr zum Mittagessen mitbringen können, bevor sie gemeinsam zum Sport gehen. Eben hat man eins eingewiesen: Da ist noch Karotten-Suppe von gestern, dann schiebts euch Pizza in den Ofen und zur Nachspeis ist noch Schokokuchen da. Wenn euch kalt ist, drehts die Heizung ein bissl hoch – kennst dich aus? Jaha, Mutter.

Eine solche Konversation findet in vielen österreichischen Haushalten NIE statt. Allein 313.000 Menschen – davon sind 84.000 noch Kinder – frieren im Winter in ihrer Wohnung: Sie können die Heizung nicht hochdrehen, weil sie es sich nicht leisten können, ihre Wohnung den Außentemperaturen entsprechend warm zu halten.

Über eine halbe Million – 511.000 Österreicherinnen und Österreicher – leben unter der Armutsgrenze; Zahlen, die die österreichische Armutskonferenz erhob und diese Woche veröffentlichte. 724.000 Österreicher, fast ein Zehntel, können sich kein gutes, also vernünftiges und nahrhaftes Essen leisten; was wiederum 138.000 Kinder betrifft, die von ihren Eltern, weil die nicht anders können, verpflegt, aber schlecht ernährt werden, mitten unter uns. 914.000 Menschen können es sich nie leisten, Freunde zum Essen einzuladen, weil es kaum für sie selber reicht. Fast eine halbe Million Menschen in diesem Land lebt in zu engen und überbelegten Wohnungen, 200.000 von ihnen sind minderjährig.

Man liest die Aussendung und sucht nach Lösungsvorschlägen und Forderungen: Man findet keine. Nur Fakten in Zahlen: So ist es. Und wenn man sich die Folgen der Krise in anderen Ländern anschaut, wird es so bleiben. Oder schlimmer werden: Was tun?

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