Verdient kein Mitleid
Die eine Person in Europa, die sich auch dieser Tage nicht für Fußball interessiert. Und die deshalb vom Fernsehen mit steinalten Rosamunde-Lindström-Schmonzetten abgespeist wird: Denn bei Menschen, denen Fußball wurscht ist, handelt es sich ja zwangsläufig um romantisch unterversorgte Trivialisten. Oder. Wie wär’s mit einem "The Wire"-Marathon? Oder mit den kompletten sieben Staffeln "West Wing" hintereinander? Und allen walkenden Toten am Stück? Und dann gleich allen Folgen "The Good Wife" hinterher, meiner aktuelle Sucht-Serie?
Nix. Aber mich versteht ja sowieso keiner. Und offenbar haben Menschen, die sich nicht für Fußball interessieren, die zu ignorant sind, um die Schönheit und die Intelligenz dieser Sportart und ihrer Fans zu sehen und zu verstehen, sowieso kein Mitleid verdient.
Ich bekomme von Leserinnen und Lesern ja immer wieder gerne die Frage gestellt, ob ich eh keine anderen Probleme hätte. Stellen Sie diese Frage doch einmal im Zusammenhang mit Fußball. Aber im entschiedenen Gegensatz zu Kindersorgen, fehlgeplanten Radwegen, ewig geschlossenen Hallenbädern und erfrorenen und schneckenzerfressenen Paradeisern ist Fußball ja eine unvorstellbar weltwichtige Angelegenheit. So wie kürzlich dieses Finale, nach dem die Zeitungen voll waren mit Bildern von verzweifelt weinenden erwachsenen Männern. Hatten die ihre Arbeit verloren? War jemand gestorben? Nein: Ein anderer Mann hatte mit einem Ball das Tor nicht getroffen. Ach so. Das ist natürlich ein Grund. Sorry, dass ich so eine Ignorantin bin.
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