Trotz allem einigermaßen entspannt

Doris Knecht

Doris Knecht

Trotz allem einigermaßen entspannt

von Doris Knecht

über die Mietpreise in Wien

Was an Wien immer toll war: Praktisch jeder konnte es sich leisten, in dieser Stadt zu wohnen. Als Ihre Autorin damals nach Wien kam, war ein Zimmer in einer Holzofen-beheizten Bassena-Wohnung das Quartier der Wahl: Wasser gab es nur am Gang, dafür war die Miete extrem günstig, trotz hervorragender Lage im 7. Bezirk. Und da man als frisch in die Großstadt übersiedelte Landpomeranze erstens kein Geld und zweitens andere Interessen hatte, als schön zu wohnen, war das okay. Von dieser Behausung aus hangelte man sich dann mit zunehmender Situiert- und Angejahrtheit zu einer hinreichend bequemen Wohnsituation.

Das scheint heutzutage schwieriger. Die Mietpreise steigen, eben wurden die Lage-Zuschläge um bis zu 66 Prozent erhöht: Wer in einem der schickeren Innenbezirke wohnen möchte, muss künftig mit zünftigen Extrakosten rechnen.

Für die Wienerinnen und Wiener ist das bitter, besonders, wenn ein Umzug ansteht. Ein Zürcher Kollege dagegen zeigte sich kürzlich bei einem Wien-Besuch bass erstaunt, wie vergleichsweise spottbillig hier gewohnt wird: 75 Quadratmeter in Uni-Nähe bekommt man in Wien für ca. 850 Euro, während man in Zürich für Uni-nahe 75 Quadratmeter mit bis zu 3000 Euro Miete monatlich rechnen muss.

So gesehen ist die Lage in Wien entspannt: auch deshalb, weil die Stadt gerade tüchtig wächst und Tausende Wohnungen und ganze Stadtteile, wie die Seestadt Aspern, neu errichtet werden.

Einerseits wird damit garantiert, dass sich auch künftig alle WienerInnen, egal mit welchem Einkommen, eine Wohnung leisten können. Andererseits birgt es auch die Gefahr, dass weniger begüterte, kinderreiche Familien in die Außenbezirke und an den Stadtrand gedrängt werden, weil Mieten innerhalb des Gürtels unleistbar werden, und die Innenstadt fortan den Wohlhabenden vorbehalten ist. Und den Glücklichen in den Altbauten mit den bizarr günstigen Altmietverträgen, von denen es immer noch viel zu viele gibt.

Kommentare