Tja, das sind nun mal die AGB

Doris Knecht

Doris Knecht

Auf dem Kassazettel stehe "Kein Umtausch", das seien nun mal die AGB.

von Doris Knecht

über Einkaufen "in einem echten Geschäft"

Eine Kollegin, erfolgreiche TV-Journalistin und Moderatorin, war bei einer TV-Gala für einen Preis nominiert. Sie hatte ein Kleid, aber noch keine Tasche dazu. Der Kollegin geht’s wie mir: Sie kauft das meiste online, Job, Kinder, Arbeit lassen ihr zum Shopping einfach keine Zeit. Sie hat, wie ich, ein schlechtes Gewissen deswegen, sie weiß ja, "dass das nicht gut ist für die Stadt und die Geschäfte".

Also beschloss sie, die Tasche in der Stadt "in einem echten Geschäft" zu kaufen und landete, weil shopping-unerfahren, in einem großen Innenstadtkaufhaus. Eine kompetente Verkäuferin half ihr beim Aussuchen, vier Taschen blieben in der engeren Auswahl. Nur wusste die Kollegin – "Ich bin eine Shopping-Niete" – nun nicht, welche zum Kleid passt. Die Verkäuferin schlug vor, alle vier zu nehmen: Die Kollegin könne die Taschen, die sie nicht verwendet, zurückgeben, zwei Wochen lang. Man gebe zwar kein Geld retour, aber einen Gutschein. Die Freundin war einverstanden. An der Kassa wurden die Etiketten extra nicht entfernt.

Nach der Gala will die Freundin also wie ausgemacht drei der vier Taschen retournieren. Allerdings sagt ihr nun eine Senior Managerin, das sei nicht möglich, auch Umtausch nicht. Die Freundin sagt, genau das sei ihr aber angeboten worden. Die Verkäuferin vom ersten Mal wird zugezogen und bestätigt die Geschichte, was die Senior Managerin nicht beeindruckt: Auf dem Kassazettel stehe "Kein Umtausch", das seien nun mal die AGB. Die Freundin wendet ein, das sei aber erst nach dem Kauf zu lesen, und man müsse sich doch auf die Angaben einer Verkäuferin verlassen können. Es sind sich alle einig, dass der Fehler nicht bei der Kollegin liegt, trotzdem. Es wird ihr nach einem Telefonat mit einer höheren Instanz allerdings dann eine Kulanzlösung präsentiert: Sie könne die Taschen zurückgeben, wenn sie für jede eine Leihgebühr von 20 Prozent zahle.

Die Moderatorin hat die Taschen wieder mitgenommen. Sie kauft jetzt eher wieder im Netz: In diesem Kaufhaus jedenfalls verlässlich nicht mehr.

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