Tante-Schlecker-Laden

Doris Knecht
Moderne Greißler: Das sollen die 900 heimischen Schlecker-Filialen werden.
Doris Knecht

Doris Knecht

Und damit ein praktisch schon ausgestorbenes Konsummodell reanimieren, das assoziiert wird mit einem Ort, der nicht nur Lebensmittel bietet, sondern auch persönliche Ansprache, menschliche Wärme, individuellen Service.

Der Greißler wurde bekanntlich vom Supermarkt ruiniert: Von der Lust der Menschen an kulinarischer Vielfalt und von ihrem Wunsch, diese Vielfalt frisch, gebündelt und schön präsentiert an einem Ort zu bekommen, möglichst mit einem Parkplatz davor. Die greißlerische Wärme und Ansprache reichten nicht mehr.

In den ehemaligen Schlecker-Filialen soll nun ein Hattrick gelingen, an dem schon Billa mit seinen als (Tante-)"Emma"-Läden geführten kleinen Filialen scheiterte.

Aus einem einfachen Grund: Die Kleinheit des Geschäfts und ein reduziertes Angebot macht noch keine Greißlerei aus. Eine Teilzeit-Kassiererin mit einem Durchschnittsstundenlohn von sieben oder acht Euro wird ihrer Kundschaft nämlich kaum die Aufmerksamkeit und persönliche Betreuung entgegenbringen, die notwendig wären, um dieses Defizit auszugleichen.

Andere assoziieren mit dem Greißler übrigens durchaus weniger Kuscheliges: Waren das nicht so dunkle, originell riechende Spelunken, in denen einem in fleckigweiße Polyestermäntel gekleidete Männer mit wenig vertrauenswürdigen Fingernägeln grünen Leberkäse, vertrocknete Polnische und rissigen Käse ins Industrie-Semmerl schichteten, während sie über die Kundschaft lästerten, die eben zur Bimmeltür hinaus war? Vielleicht wollte ja auch deshalb niemand mehr hin.

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