Sushi für Voyeure

Doris Knecht
Würden Sie wollen, dass Sie beim Händewaschen durch einen Spiegel von Männern beobachtet werden, die ihren Penis in der Hand halten?
Doris Knecht

Doris Knecht

Es ist kaum zu glauben, was Kollegin Irina Salewski am Samstag im KURIER beschrieb: ein Sushi-Lokal in der Mariahilfer Straße, in dem Männer, während sie am Pissoir stehen, Frauen im Damenklo beobachten können. Die Frauen glauben, sie stehen nur vor einem Spiegel, aber es ist ein Spiegel, durch den man von der anderen Seite hindurchsehen kann. Und das geschieht: Wenn eine Frau sich dort die Hände wäscht oder den Lippenstift nachzieht, wird sie dabei von urinierenden Männern beobachtet.

Seit dieser Umstand bekannt geworden ist, gibt es heftig Aufregung darum, vor allem, weil die Gäste des Lokals darüber nicht informiert gewesen waren. Die Männer merkten es natürlich, die Frauen erfuhren es schließlich. Und einige fühlten sich belästigt: Beschwerden gab es offenbar bereits seit Wochen. Die Betreiber des Lokals sahen allerdings keinen Grund zur Entvoyeurisierung ihrer Hygienepraxis, denn, so die Reaktion des Sprechers des Lokals, "95 Prozent unserer Kunden, egal, ob männlich oder weiblich, finden das lustig."

Lustig, wirklich? In so einem Lokal speisen ja auch Familien: Würden Sie wollen, dass Ihre 13-jährige Tochter, während sie sich ahnungslos die Hände wäscht, durch einen Spiegel von Männern beobachtet wird, die gerade ihren Penis in der Hand halten? Und wollen wirklich alle Männer zu Spannern degradiert werden, die zwischen Vorspeise und Hauptgang gerne mal mit offenem Hosentürl Frauen und Mädchen beobachten? Auch das ist schwer vorstellbar.

Das Lokal heißt übrigens "Dots", und man kann ganz leicht zeigen, was man lustig findet und was nicht, indem man dort nicht hingeht. Es gibt ja glücklicherweise noch andere Sushi-Lokale in Wien. Muss ja nicht dieses sein.

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