Spenden für den Wirt
Wir sollen jetzt also fürs Wasser spenden: für Trinkwasser in der Wiener Gastronomie. Diese Spenden gehen, der KURIER berichtete am Donnerstag, an diverse Hilfsprojekte – ungefähr zur Hälfte. Den Rest kassieren die Wirtinnen und Wirte: für ihre Unkosten.
Das ist sehr merkwürdig. Weniger merkwürdig wäre, dass für Wasser kassiert wird, wenn der Gast sonst nichts konsumiert. Dafür hat, meine ich, jeder Verständnis: Denn schließlich umfasst die Rechnung in der Gastronomie ja nicht nur die Speisen und Getränke, sondern auch die Kosten von Personal, Reinigung, Steuern, Miete und Betriebskosten. Weil man dafür, wenn man zusätzlich noch andere Speisen und Getränke ordert, eh bezahlt, sollte Leitungswasser deshalb gratis sein.
Eine ziemliche Zumutung finde ich es deshalb, wenn mir das zusätzlich konsumierte Wasser via Zwangsspende verrechnet werden soll. Denn ich suche mir, wenn ich darf, bitte gerne selber aus, wofür ich spende; danke. Und wenn es den Wirtinnen und Wirten tatsächlich um Altruismus und die gute Tat geht, dann sollen sie gefälligst den gesamten vom Gast als Spende kassierten Betrag an die betreffende Hilfsorganisation abliefern. Den Gästen einen Unkosten-Beitrag für das Wasser im Umweg über ihr schlechtes Gewissen abzuknöpfen, ist perfide – und ein ziemlich unsittlicher Missbrauch karitativer Organisationen. Wenn die Wirte Geld fürs Wasser kassieren wollen: Bitte, aber dann sollen sie auch das Rückgrat haben, sich auf den möglichen Streit mit den Gästen einzulassen, und darauf, dass die vielleicht nicht wiederkommen. Die Rechnung, ob es sich lohnt, für ein paar Cent Gäste zu vergraulen, muss jeder Wirt und jede Wirtin für sich selber machen.
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